Werdenfels-Gymnasium Garmisch-Partenkirchen - 1950-2003 - Entwicklung und Bewährung

 

 


1985/86 - 792 Schüler

„Farbrhythmen beleben jetzt unser Schulhaus“[24] – mit dieser Nachricht brachten die „Gymnasialnotizen“ gleich zu Schulbeginn Kunde davon, dass „fröhliche Farben die jahrzehntelange Eintönigkeit der Schulgangwände im 2. Stock Altbau“ abgelöst hatten. Leichte Wolken und strahlende Sonnen schwebten über die Wände, die ganze Regenbogenskala wurde eingesetzt, um aus einfallslos-klinischen und dunkel-drohenden Schulwänden freundli­che und belebende Raumbegrenzungen wachsen zu lassen. Ober­studien­rat Herbert Frank hatte die Idee, mit seinen Schülern aus der Klasse 9a „elementare, aber ansprechende und in sich schlüssige Trennformen zwi­schen Farbflächen“[25] zu entwickeln, verfremdet mit Puzzle-Ornamenten und Phantasiegebilden. Erfrischend schön und ganz unschulisch war’s auf diesen neuen Gängen!

Der sportliche Ruhm des WG wurde vermehrt durch drei erfolgreiche Ski­fahrer: Andrea Schwarzenberger, Christiane Schindl und John Kanarowski erzielten herausragende Wettbewerbsergebnisse bei internationalen Schü­lerrennen und bei den Deutschen Jugendmeisterschaften.

Im Februar wurde im Pavillon ein Studientag der 11. Klassen veranstaltet, der sich mit einem heißen Eisen der Tagespolitik auseinandersetzte: „Süd­afrika – Geschichte, Geographie, Wirtschaft und Politik“. Im Mittelpunkt des von Studienrätin Bärbel Rauch organisierten schulischen Ereignisses stand ein aufregendes Streitgespräch über die Frage „Ist die Apartheid überholt?“. Pfarrer Franz Sand von der Gemeinde St. Martin in Garmisch, Ingeborg Ammon von der Evangelischen Fraueninitiative München und der Politikwissenschaftler Winrich Kühne aus Ebenhausen diskutierten und stellten sich den Fragen der Schüler und Lehrer. Herr Dubois, südafrikani­scher Generalkonsul, war eingeladen, drückte sich aber vor der Teilnahme.

Das „Europäische Jahr der Musik“ wurde am Werdenfels-Gymnasium in ganz besonderer Weise Plakat für das Schulkonzert von Max- uind Werdenfels-Gymnasium -1986und mit einem besonderen Höhepunkt gefeiert:  Es gab ein Gemeinschaftskonzert mit dem Münchner Max-Gym­na­sium. 300 Mitwirkende spielten in der Aula vor einem begeisterten Publikum klassi­sche Musik, Jazz, Ever­greens – von Joseph Haydns Oper „Il Mondo della Luna“ bis „Light my Fire“ von The Doors. Das „Max“ war durch die Bigband unter Gerd Guglhör vertreten, das WG mit Kammerchor, Orchester und Combo mit Peter Socher und Thomas Näbauer.

Dass im Werdenfels-Gymnasium die Musik mit besonderer Hingabe geför­dert und gepflegt wurde, das bewies auch die erfolgreiche Teilnahme von fünf Schülerinnen und Schülern am Wettbewerb „Jugend musiziert“ in Schongau: Anita Schmid-Egger, Nicole Mehling und ihre Schwester Jessica sowie Markus Lang und Thomas Wagner wurden für ihre Violinkünste mit Preisen ausgezeichnet. Der „Loomis Chaffee School-Choir“ aus Windsor in Connecticut (USA) beeindruckte mit seiner Chordisziplin und seinen au­ßergewöhnlichen Gestaltungsmitteln in  einem Sonderkonzert die Mitglieder von Chor und Orchester des Werdenfels-Gymnasiums. Und die „Werdenfel­ser Geigenmusi“ – Martin Eidenschink, Markus Lang, Thomas Wagner, Carsten Gründmeier und Elisabeth Rehm – wurde für ihre außergewöhnli­chen Volksmusik-Stückl mit einer Aufnahme beim Bayerischen Rundfunk unter der Regie von Fred Artmeier und Oberstudienrat Peter Socher be­lohnt.

Erinnerungen an den „Schminkkasten“, die Mutter vieler Theaterkünste am Werdenfels-Gymnasium, wurden wach angesichts der Vielzahl der Insze­nierungen, die in diesem Jahr auf der Bühne der Aula vorgeführt wurden: Mit „Die Heiratsvermittlerin“ von Thornton Wilder und „Vampire sind auch nur Menschen“ unterhielten die Schauspieler unter der Regie von  Gebhard Zinßer bzw. Gerhard Bruner viele begeisterte Zuschauer.

Aus Anlass des dreihundertsten Jahrestages erster deutscher Einwande­rung in Nordamerika hatte der Deutsche Bundestag 1983 ein Programm be­schlossen, das es in jedem Bundestagswahlkreis einem Schüler ermögli­chen sollte, ein Jahr lang in den USA eine Schule kostenfrei zu besuchen. Dieses „Parlamentarische Patenschaftsprogramm“ wählte für das Schuljahr 1986/87 Hannes Schaumann aus der Klasse 11b des Werden­fels-Gymnasiums aus.

18 Schüler der 9. bis 11. Klassen kamen mit Oberstudienrat Georg Engel im Rahmen einer dreiwöchigen Studienfahrt ebenfalls in die USA: Sie be­suchten die Senior High-School in Youngtown und waren stark beein­druckt von der Disziplin der Schülerinnen und Schüler und dem lockeren Verhältnis zwischen Lehrern und Schüler an ihrer amerikanischen Gast­schule.

Im internationalen Rampenlicht stand auch der Schüler Eric Müller. Als ei­ner von sechs deutschen Schülern seiner Altersgruppe durfte das „Mathe-As“ aus der Klasse 11b an der Internationalen Mathematik Olympiade (IMO) in Warschau teilnehmen. Mit einem 3. Preis kehrten Eric und das deutsche Team – nur von den USA und der UdSSR geschlagen – zurück. Eric Müllers mathematischer Förderer und Ratgeber war Studiendirektor Rudolf Leutenbauer.

Kurz vor Schuljahresende gab es wieder einmal Ärger mit der Abiturzei­tung. Der Schulleiter lehnte nach einer Vorabveröffentlichung des Leitarti­kels in der örtlichen Presse die Herausgabe der Abiturzeitung als offizielle Schülerzeitung des Werdenfels-Gymnasiums ab, sogar die offizielle Abitur­feier wurde kurzfristig abgesagt. Pfarrer Hermann Medicus predigte im Abiturgottesdienst über den Römerbrief Kapitel 14, Vers 13: „Lasst uns nicht mehr einer den andern richten: sondern richtet vielmehr darauf euren Sinn, dass niemand seinem Bruder einen Anstoß oder Ärgernis bereite.“ Und er beendete seine Rede mit den Worten: „Wir haben Grund zu Freude und Dank, dass wir von Gottes Toleranz getragen wurden und getragen werden. Wir haben Grund zu Freude und Dank, dass wir trotz allem, was geschehen ist, in Freude und Fröhlichkeit einander begegnen können und miteinander in das Lob Gottes einstimmen können, der alles so herrlich regieret.“[26] Eine simple Lösung des Problems hielt, in Erinnerung an die Aufregungen um die Abiturzeitung 1986, der kommende Abiturjahrgang bereit: „Müssen nicht Lehrer als in der Öffentlichkeit stehende Personen ein dickes Fell ha­ben?“[27]

Bereits im Dezember 1985 hatten der Kreis- und Schulausschuss des Landkreises Garmisch-Partenkirchen zusammen mit Landrat Dr. Helmut Fi­scher einem umfangreichen Programm zur Sanierung des Werdenfels-Gymnasiums zugestimmt. Das Kultusministerium hatte im Februar das al­len Überlegungen zugrunde liegende Raumprogramm genehmigt. Mit der Erneuerung der Heizungsanlage hatte man bei Schuljahresende bereits be­gonnen. Die weiteren Planungen sahen die folgenden Schwerpunkte vor: „Pausenhalle, Verkaufsstand, neuer Musiksaal, zentrale Bibliothek, Fahr­schülerzimmer, SMV-Raum, Renovierung aller Klassenzimmer, Sonnen­schutz auf der Südseite, Abbruch der Turnhallen und des Kollegstufenhau­ses, um Platz zu schaffen für den Bau neuer Sporthallen sowie die Anlage von Außensportanlagen.“[28]

 

1986/87 - 745 Schüler

Die Schaubühne des Werdenfels-Gymnasiums gab in diesem Schuljahr drei Aufführungen zum Besten: Mit „Fröhliche Theaterprogramm zu "Fröhliche Wihnachten, Mr. Scrooge" - 1986Weihnachten, Mr. Scrooge“ von Charles Dickens wurde von der Theater­gruppe UMWEG (Unter- und Mittelstufe des Wer­denfels-Gym­nasiums) die Geschichte des alten und knurrigen Geiz­halses Ebene­zar Scrooge und seine Bekehrung durch die Geister der Weihnacht gege­ben. Dr. Jürgen Völckers, Kritiker des Gar­misch-Par­tenkirch­ner Tag­blatts, sparte nicht mit Lob für die Inszenierung durch Gerhard Bruner: „An die zwanzig jugendli­che Darsteller tummelten sich auf der Bühne und kaum minder lebhaft gebärdeten sich ihre Kameraden im Parkett, obwohl es ja nicht nur Spaßiges zu sehen und zu hören gab.“[29]

Ungetrübte Freude gab es beim zweiten Stück, das die UMWEG-Truppe des Werdenfels-Gymnasiums aufführte. Die „Bankräuber“ zeigten die Ge­schichte von O. Henry, in der der eigentlich geläuterte Tresorknacker Jim Valentine ein letztes Mal auf die schiefe Bahn gerät.

STheaterprogramm zu "Das Tagebuch der Anne Frank" - 1987tarke öffentliche Anteilnahme fand „Das Tagebuch der Anne Frank“ in der Bühnenfassung von Francis Goodrich und Albert Hackett. Alexandra Kappen, Sebastian Bezzel, Verena Keller, Andreas Hohenadl. Maresa Herbrand, Steffi Meier, Lisa Truckenbrodt und Anton Frank spielten unter der Regie von Gebhard Zinßer die Geschichte des Mädchens aus einer deutsch-jüdischen Familie, das schon in früher Jugend die Schrecken der Verfolgung durch die Nazis erleben musste und im KZ Bergen-Belsen starb. Die Einladungsplakate zu dieser Aufführung in der Aula wurden zerrissen und mit Hakenkreuzen beschmiert. Vor Beginn der Vorstellung verteilten ju­gendliche Neonazis Handzettel mit üblen Verleumdungsparolen und Ge­schichtsfälschungen. Dabei kam es zu heftigen verbalen Auseinanderset­zungen. Die Dramatisierung des Schicksals von Anne Frank wurde den­noch oder gerade deswegen „mit beklemmender Wirklichkeit“ auf die Bühne gebracht.[30]

Auch auf der Bühne des Sports gab es in diesem Schuljahr eine Reihe be­achtlicher Erfolge. Die Kollegiaten Sepp Wassermann und Robert Hörl standen in der 1. Mannschaft des SC Riessersee – beide seit vielen Jahren dem Eishockey „verfallen“. Die Tennis-Mädchen des Werdenfels-Gymna­siums gewannen die bayerische Meisterschaft im Schultennis. In Berlin, bei der Deutschen Tennisschulmeisterschaft, erkämpften Astrid Bieber, Petra Müller, Kathrin Zimmermann, Claudia Fischer, Alexandra Hauffe, Corinna May, Ulrike Stankalla und Renate Sladkovic den fünften Rang und damit ei­nen beachtlichen sportlichen Erfolg. Thorsten Sauter (K 12) wurde Vize­weltmeister der Junioren im Bogenschießen – „höchste Konzentration, ge­naues Abschätzen des Steigungswinkels, Fingerspitzengefühl und ein bisschen Glück“[31] hatten ihn aufs Silbertreppchen geführt. Dominikus Zwink und Georg Büttel, die beiden Sprecher der SMV, trösteten in den „Werden­felser Gymnasialnotizen“ alle die, die nicht so erfolgreich waren, mit einem Satz des großen Spötters Oscar Wilde: „Ehrgeiz ist die letzte Zuflucht des Versagers.“[32]

Eric Müller - 1987Auf Eric Müller, Mathe-As des Werdenfels-Gymnasiums, traf Wildes Sen­tenz in keiner Weise zu: Er löste Schuljahr für Schuljahr mit größter Freude die kniffligsten Probleme der Mathematik, kam mit zahlreichen Auszeichnun­gen von nationalen und internationalen Wettbewerben zurück, stand vor der Aufnahme in die Begabtenförderung der Studienstiftung des Deutschen Vol­kes und bereitete sich auf die Teilnahme an der Internatio­nalen Mathematik-Olympiade in Havanna vor.

Zur Förderung des sportlichen Ehrgeizes wurde in diesem Jahr Großes vor­bereitet: Das Werdenfels-Gymnasium sollte eine neue Dreifach-Turnhalle mit Hartplatz und 40 Tiefgaragenstellplätzen erhalten. Zwölf Millionen Mark wollte der Landkreis Garmisch-Partenkirchen dafür zur Verfügung stellen. Zu dem Vorhaben gehörte der Gedanke, auch die so genannten Behelfslä­den zwischen Südhof und Bahnhofstraße abzureißen und neu zu errichten. Sie waren in den fünfziger Jahren gebaut worden, um Heimatvertriebenen aus Schlesien und dem Sudetenland eine Möglichkeit zu geben, in Gar­misch-Partenkirchen wieder Fuß zu fassen. Ein wenig respektlos nannte sie der Volksmund auch „Flüchtlingsläden“. Das ehemalige Rot-Kreuz-Haus, in dem seit Jahren Aufenthalts- und Arbeitsräume für die Kollegstufenschüler des Gymnasiums untergebracht waren, musste für die geplante Dreifach-Turn­halle geopfert werden. Und die Ulme, die seit Jahrzehnten das beherr­schende Zentrum des Nordhofs war! Generationen von Schülern hatten in der Pause in ihrem Schatten gesessen oder sich bei einem Blick aus dem Klassenzimmer über die majestätisch-erhabene Größe und Schönheit die­ses Baumes gefreut. Das Bauamt der Marktgemeinde Garmisch-Partenkir­chen machte schon einmal vorsorglich auf die örtliche Baumschutzverord­nung aufmerksam.[33] Es war ein eigenartiges Zusammentreffen von Umstän­den, dass die SMV in diesen Tagen aus den Einnahmen ihrer diver­sen Aktionen dem „Sonderkonto Naturschutz“ beim Landratsamt 500.- DM zur Verfügung stellte.

„In eigener Sache“ meldete sich im Juni 1987 der „Verein der Freunde des Werdenfels-Gymnasiums“ zu Wort. Und zwar mit einem neuen Informati­onsblatt, das den symbolhaltigen TitelErste Ausgabel der Vereinszeitung "Die Brücke" - 1987 „Die Brücke[34] trug und die Verbin­dung zwischen den „Ehemaligen“ und ihrer Schule erhalten und vertiefen sollte. Herausgegeben wurden das Mitteilungsblatt von „Lola“ Strobel, der Vorsitzenden des Vereins und ehemaligen Stellvertretenden Schulleiterin, und Oberstudienrat Georg Engel. Peter Rupp, Abiturjahrgang 1980, machte sich in der ersten Ausgabe unter der Überschrift „Auf der Zielgeraden?“ Ge­danken „an der Schwelle zwischen Studium und Berufseintritt“, eine Liste ehemaliger Schüler der Geburtsjahrgänge 1924 bis 1928 wurde veröffent­licht, die Abiturjahrgänge 1957, 1964 und 1978 wurden mit Beruf und Wohn­ort vorgestellt.

Seit mehreren Jahren schon hatten sich Schulleitung und Elternbeirat darum bemüht, an der Kreuzung Bahnhofstraße/Wettersteinstraße den Schul­weg durch eine Ampelanlage zu sichern – ähnlich der Fußgänger­schutzan­lage vor den St.-Irmengard-Schulen. Ein neuer Vorstoß wurde auch jetzt ab­gelehnt – zu teuer, Störung der grünen Welle zwischen Bahn­hof und Rat­hauskreuzung, so die Argumente der Marktgemeinde. Ein Zeb­rastreifen wurde ebenfalls verworfen. 

Sehr hilfsbereit zeigte sich die Marktgemeinde dagegen beim Schulfest am Schuljahresende 1987, zu dem der Elternbeirat des Werdenfels-Gymnasi­ums einlud. Die Marktstände im Südhof wurden vom Gemeindebauhof trans­portiert und aufgestellt. Leider kamen sie nicht so recht zum Einsatz, weil das Wetter nicht mitspielte. Der Feierstimmung tat das aber keinen Ab­bruch – Eltern, Schüler und Lehrer vergnügten sich mit der Fauken Musi, bei den Klängen von Goldis Dampforgel und Bertis singender Zither im Schulhaus. An der Exotik-Bar gab es „fantastische Drinks – sehr zum Wohl auch ohne Alkohol“, eine große Tombola zur Förderung von Sport, Musik und Kunst am Werdenfels-Gymnasium lockte mit einem Mountainbike, ge­stiftet vom Sporthaus Olympia und dem Elternbeirat. Mit dem Zaubererduo Wokabo und Richi, mit Breakdance und Can Can hielt die gute Stimmung bis weit in die Abendstunden hinein an.


[24] Wir über uns - Werdenfelser Gymnasialnotizen Nr.1/1985/86

[25] ebd.

[26] Jahresbericht 1985/86 S. 99

[27] Abiturzeitung 1986/87 S. 3 - Rückblick

[28] Jahresbericht 1985/86 S. 150

[29] Garmisch-Partenkirchner Tagblatt 17.12.1986

[30] Garmisch-Partenkirchner Tagblatt 01.06.1987

[31] Wir über uns - Werdenfelser Gymnasialnotizen Nr.1/1986/87

[32] ebd.

[33] Garmisch-Partenkirchner Tagblatt 19.12.1986

[34] Die Brücke Juni 1987 Nr. 1

 


 

© Alois Schwarzmüller 2006