Werdenfels-Gymnasium Garmisch-Partenkirchen - 1950-2003 - Entwicklung und Bewährung

 


1958/59 - 841 Schüler – Johann Hösl

In diesem Schuljahr gab es weder bauliche noch organisatorische Ver­ände­rungen grö­ßeren Ausmaßes. Oberstudienrat Hans HöslAls besonderes Ereignis kann jedoch die erste Studienreise nach Berlin festgehalten werden. 69 Schüler beteiligten sich an dieser Fahrt in die ehemalige Reichshauptstadt. Ziel war es, die besonderen Probleme der geteilten Metropole kennen zu lernen und „den Unterschied zwischen Ost und West aus eigener Anschauung zu erfahren.“[1] Studienrat Karl Baier betreute die Gruppe, Peter Löser, Schüler der Klasse g8, hatte mit dem Politischen Arbeitskreis Oberschulen die Vorbereitungen geleitet.

Auch religiöse Themen standen in diesem Jahr im Mittelpunkt des schuli­schen Lebens. Im Oktober gedachte die Schule in einem eigenen Gottes­dienst des verstorbenen Papstes Pius XII.. Im Dezember sprach Oberkir­chenrat Dr. Oskar Daumiller vor allen evangelischen Schülern über den 9. Evangelischen Kirchentag 1959 Studiendirektor Dieter Schleein München. Die evangeli­schen Schüler der Oberstufe hörten darüber hinaus einen Vortrag von Generalveterinär Dr. Leber zum Thema „Erfahrungen und Erkenntnisse in sowjetrussischer Kriegsgefangenschaft.“[2]

Mit dem „Fischbecker Wandteppich“ von Manfred Hausmann, Schillers „Kabale und Liebe“ und Kleists „Der zerbrochene Krug“ gastierte das Gar­misch-Partenkirchner In­time Theater unter der Leitung seines Intendanten Fritz Rohrbeck vor vielen Schülern in der Aula der Oberreal­schule. Das Schuljahr wurde beendet mit der Titelbild der ersten Nummer der "Diagonale", einer "Schülerzeitschrift der beiden Höheren Lehranstalten in Garmisch-Partenkirchen"ersten Ausgabe der Schülerzeitung „Diagonale“, herausgegeben von der Schülermitverwaltung, und von den „Gedanken eines Schulleiters zum Jahresschluss“, in denen Oberstudiendirektor Karl Jäger „ernste Kritik und frohe Hoffnung“ Schülern und Lehrern mit in die Ferien geben wollte. Immerhin: Die erste „Blue-Jeans"-Generation fand Verständnis bei ihm – „spinnenbeinige Blue Jeans und wuchernder Haarwulst“ sollten nicht gleich „als radikale Absage an die abend­ländische Tradition“ ge­wertet werden.[3]

 


1959/60 - 819 Schüler – Margarete Schmidt, Emma Brunner

Einen kulturellen Höhepunkt des Schuljahres bildete die Aufführung der „Weihnachtsgeschichte“ von Carl Orff unter der Regie von Georg Deubler und der musikalischen Leitung von Martin Fanderl. Für das Bühnenbild sorgte Studienrätin Emma Brunner.

DManfred Müller - 1960er Politische Arbeitskreis Oberschulen (PAO), der 1958 an der Oberrealschule gegründet worden war, stieß bei immer mehr Schülern auf reges Interesse. Politische Bildung wurde so auch außerhalb des Schulfaches Sozialkunde angeregt und gefördert. Bei ei­ner Wochenendtagung des PAO unter dem Motto „Einheit in Freiheit“ kam es mit Bundesverteidigungsminister Franz Josef Strauß (CSU) und dem SPD-Bundestagsabgeordneten Jesco von Puttkammer zu lebhaften Diskussionen. Der Arbeitskreis rief außerdem zu einer gut besuchten Kundgebung in Garmisch-Partenkirchen gegen den wachsenden Antisemitismus in Deutschland und in anderen europäischen Ländern auf. Neben Vertretern der lokalen Parteien nahmen „erstaunlich viele Jugendliche“ daran teil.[4] Und nicht zuletzt waren Mitglieder des PAO Garmisch-Partenkirchen beim Wettbewerb „Deutsche Einheit“ im Dezember 1960 als bayerische Landessieger erfolgreich. Sie durften in Berlin den Preis der Freiherr-vom-Stein-Stiftung entgegennehmen. 

 

1960/61 - 795 Schüler - Rudolf Leutenbauer, Karl Schnitzenberger

Im Zusammenhang mit der Neugestaltung der gymnasialen Oberstufe wurde in die­sem Schuljahr erstmals die neue Form des „Konzentrationsunterrichts“ in den beiden 9. Klassen praktiziert. Der Grundgedanke: Die einzelnen Fächer sollen nicht mehr beziehungslos nebeneinander stehen. „Einheit im Vielfältigen“[5] ist das Ziel. Lehrer und Schüler werden zum gemeinsamen Gespräch zusammengeführt – der Lehrer nur noch mit beratend-lenkender Funktion. An vier „Konzentrationstagen“ wurden nach diesem Prinzip Themen wie „Deutschland und der europäische Osten in Vergangenheit und Gegenwart“ oder „Leibesübung, Hedwig "Lola" Strobel - Stellvertreterin des Schulleitersnicht Sportartistik – ein Mahnruf schon der Antike“ in den Mittelpunkt der Gespräche gestellt. Für diesen Zweck wurde auch erstmals eine Stu­dienbücherei eingerichtet. Sie führte grundlegende Werke aller Fachrichtungen und stand nur den Abitu­rienten zur Verfügung. Studienräume für die Schüler der Oberstufe wurden geplant.

Die Theatergruppe der Schule führte zum Ende des Schuljahres „König Ödipus“ von Sophokles auf. Die neu gegründete Volksmusikgruppe widmete ihren ersten Auftritt dem 1960 verstorbenen Kiem Pauli.

Mit Beginn des Schuljahres stand endlich auch die zweite Turnhalle für den Schulsport zur Verfügung. Damit konnten alle Klassen in den Vor­mit­tagsstunden unterrichtet werden – erfreulich vor allem für die zahlreichen Fahrschüler.

Im Mai 1961 wurde die Errichtung eines eigenen Sportplatzes für die Schüler der     Oberrealschule beschlossen. Nur wenige Minuten vom Schulgebäude entfernt, auf dem so genannten Zerhochanger zwischen Partnach und Mühlbach in Höhe des Partnachwehres, sollte zwar Studiendirektor Karl Schnitzenbergerkein Sportstadion, aber doch ein modern eingerichteter Sportplatz entstehen, der „den Anforderungen einer Schule in jeder Beziehung gerecht“ werden sollte.[6] Die Kosten in Höhe von 120.000.- DM teilten sich das Land und der Kreis Garmisch-Partenkirchen. Der Plan für die Gesamtanlage wurde von Kreisbaumeister Fröscheis ausgearbeitet. Auf der 10000 qm großen Fläche wurden viele wichtige Sportanlagen untergebracht: Ein Fußballplatz, Anlagen  für Hoch- und Weitsprung, ein Basketball-Spielfeld und eine 100-Meter-Aschenbahn. Am Eingang wurde ein Umkleidepavillon mit den notwendigen Geräteräumen errichtet. Die Staatliche Beratungsstelle für Übungsstättenbau an der Bayerischen Sportakademie hatte alles begutachtet und ihre Zustimmung gegeben.

 

1961/62 - 761 Schüler – Dr. Ludwig Büttner, Rudolf Leutenbauer, Karl Schnitzenberger

Erstmals eDr. Ludwig Büttnerrhielt ein Schüler ein Stipendium für einen einjährigen Aufent­halt in den USA. Mit Hilfe der deutschen Sektion des „Youth-for-Un­derstanding-Komitee“ verbrachte der Schüler einer 6. Klasse das Schul­jahr in Ann Ar­bor, Michigan.

Der Politische Arbeitskreis Oberschulen (PAO) ließ sich von Ober­staats­an­walt Dr. Samper über „Das ABC des Weltkommunismus“ informieren. Überhaupt: „Erinnerungen an den deutschen Osten“, „Der Sowjetmensch“, „Die Verteidigung des Westens“, „Die kommunistische Wühlarbeit“ und „Das Lied in der Sowjet­zone“ sind die beherrschenden politischen Themen im Deutsch- und Geschichtsunter­richt. Der durchaus auch nahe liegende Gegenstand „Nationalsozialismus“ kommt nicht vor, allenfalls die „Opposition gegen Hitler“.[7]

 

1962/63 - 720 Schüler

Anlässlich der Firmung von 104 Schülern aus der 2. und 3. Jahrgangsstufe fand der erste Besuch eines Bischofs an der Oberrealschule Garmisch-Partenkirchen statt: Der Erzbischof von München und Freising, Julius Kardinal Döpfner wurde von Chor und Bläsergruppe der Schule feierlich empfangen und vom Schulleiter begrüßt. Der Kardinal grüßte seinerseits alle Mitglieder des Lehrerkollegiums persönlich „und dankte für alle Mühe bei der Bildung und Erziehung der Jugend.“[8]

Im Rahmen des deutsch-amerikanischen Lehreraustausches unterrichtete Donald H. Henderson M.A. von der Holderness School in New Hampshire an der Oberrealschule Garmisch-Partenkirchen. Möglich ge­macht wurde dies durch die Fulbright-Stiftung. Mr. Henderson lehrte während des gesamten Schuljahres in den Fächern Englisch und Geschichte. Im Rahmen dieses „Assistentenaustausch“-Programms war Studienrat Wolfgang Lauterbach vom Werdenfels-Gymnasium ein Jahr beurlaubt. Er bildete an der Holderness School amerikanische Schüler aus und konnte das US-Schulsystem kennenlernen.Rudolf Leutenbauer

Die Theatergruppe glänzte mit dem „Gespenst von Canterville“. Die Volksmusikanten vertraten ihre Schule bei einem „Volkstumsabend“ in Me­ran sowie beim großen Sommersingen „Es mag scho Summa wern“ in Garmisch-Partenkirchen.

Das Team der Klasse 6a gewann den von der 1. Gebirgsdivision gestifteten Wanderpokal für die beste Klassenmannschaft bei den Wintersporttagen der Werdenfelser Schuljugend. Oberstudienrat Dr. Huber errang mit der von ihm betreuten Jugendmannschaft des SC Riessersee die bayerische und deutsche Eishockeymeisterschaft.Dr. Hermann Lipp

Schon vor einigen Jahren wurde an der Schule die Ar­beitsgemeinschaft „Atomphysik“ gegründet. Mit Hilfe des ehemaligen Bun­desatomministeriums konnte in diesem Jahr eine umfassende Aus­stattung für atomphysikalische Messungen und Demonstrationen erworben werden. Dazu passend: „Mit den Klassen der Oberstufe wurde die vom Deutschen Atomforum veranstaltete Ausstellung mit dem Film „Dein Freund – Das Atom“ besichtigt.“[9]

 „Gott segne Ihre Straße!“, rief Oberstudiendirektor Dr. Jäger den Abiturienten des Jahrgangs 1962/63 zu, ehe er ihnen das Zeugnis der Reife überreichte.[10] In seiner „Wunschliste der Schulmeister“ forderte Dr. Jäger endlich geringere Klassenstärken, so dass der Lehrer kein „Zuchtmeister“ mehr sein müsse und die „geistige Gängelung“ ihr Ende finde. „Aber auch sonst müsse noch viel mehr getan werden, um die Höhere Schule zu einem gesunden und förderlichen Rahmen für Körper und Geist zu machen. Denn letzten Endes, so schloss Dr. Jäger seine Ausführungen, erschöpft sich das Zielbild erzieherischen Wirkens ja nicht allein in Worten oder Begriffen.“[11]

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[1] Jahresbericht 1958/59 S. 52

[2] ebd. S, 41

[3] Garmisch-Partenkirchner Tagblatt 18.07.1959

[4] Jahresbericht 1959/60 S. 51

[5] Jahresbericht 1960/61 S. 50

[6] Garmisch-Partenkirchner Tagblatt 24.05.2004

[7] Jahresbericht 1961/62 S. 34 ff

[8] Jahresbericht 1962/63 S. 40

[9] ebd. S. 50

[10] Garmisch-Partenkirchner Tagblatt 20./21.07.1963

[11] ebd.

 

 

 

© Alois Schwarzmüller 2006