Die Kreisleiter der NSDAP in Garmisch-Partenkirchen
 – „Politische Frontoffiziere der Bewegung“

 

 

 

 

 

Heinrich Schiede: „Erziehung der Willigen, Ausschaltung der Abseitigen“

 

Wie seine drei Vorgänger stammte auch Heinrich Schiede nicht aus Garmisch-Partenkir­chen. Er kam am 4. Oktober 1904 in München als Sohn des Musiklehrers Phi­lipp Schiede und sei­ner Frau Marie zur Welt. Nach dem Besuch der Mittelschule und im Anschluss an die Ausbildung wurde er 1921 Beamter im Flurbereinigungsamt München als Landvermesser. Im März 1932, er war 28 Jahre alt, trat er unter der Mitgliedsnummer 992726 der NSDAP bei. Vom Blockleiter über den Ortsgruppenleiter und Kreisschulungsleiter in München und Wolfratshausen vollzog sich sein rascher innerparteilicher Aufstieg bis zum Hauptstellenleiter im Gaupropagandaamt München 1937. Gauleiter Adolf Wagner förderte seine Karriere. 1938 bis 1940 war er NSDAP-Ortsgruppenleiter in München-Solln. 1939 mel­dete er sich bei den Mittenwalder Gebirgsjägern zur Wehrmacht und war seit Februar 1940 mit dem Regiment 98 der 1. Gebirgsdivision in Frankreich, Jugoslawien und Russland im Kriegseinsatz. Im März 1943 wurde er von Gauleiter Giesler als Kreisleiter nach Garmisch-Partenkirchen beordert.[1]

 

Als „Reichsredner“ im Einsatz

Seit 1941 trat Schiede als „Reichseinsatzredner“ auf. Mit der Aktion „Die Front spricht zur Heimat“ war er in Mitteldeutschland unterwegs. Zuvor war er verschiedentlich als „Reichsredner“ der NSDAP im Einsatz, von der NS-Pro­pagandaleitung besonders geschult für den Auftritt bei Großkundgebungen, zum Beispiel im März 1938 bei einer „Massenkundgebung“ der NSDAP in Wallgau zum Thema „Unser Krieg dem Krieg“.[2] Im Mai 1942 durfte er in Garmisch-Partenkirchen mit seinem Spezialthema „Russland ohne Maske“ eine Versammlung im Olympia-Festsaal aufheizen. Er zog dabei alle Register seiner Propagandaorgel, heischte Mitleid für die „deutschen Soldaten im russischen Winter“ und kündete davon, dass die dankbaren Soldaten „im Führer einen Fürsprecher gefunden“ hätten, der mit der „Wollspende“ die Not der Soldaten gelindert habe. Dass das kein Scherz war, zeigten Schiedes Attacken „gegen die Gerüchtemacher“, gegen die „Heckenschützen der Heimat“, gegen alle Zweifler „am siegreichen Ausgang dieses Krieges.“[3] An der Front und zuhause müsse man „rücksichtslos“ sein. „Rücksichtslos“ war eine Lieblingsvokabel Schiedes. Mit dieser Rede könnte er sich als Kreisleiter empfohlen haben.

 

 

Heinrich Schiede - um 1948 (Foto: Staatsarchiv München, Spruchkammern Karton 1603)

Die weiteren Kapitel

 

 


[1] StA München Spruchkammer – Karton 1603 Heinrich Schiede / Bundesarchiv: NS-Funktionsträger / Garmisch-Partenkirchner Tagblatt 18.05.1943 und 17.07.1943

[2] Garmisch-Partenkirchner Tagblatt 07.03.1938

[3] alle Garmisch-Partenkirchner Tagblatt 13.05.1942

 

 

© Alois Schwarzmüller 2012