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Die Kreisleiter der NSDAP in
Garmisch-Partenkirchen |
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Jakob Scheck: „Lassen wir das, was zurückliegt“!
Gemeinderatskandidatur 1960 – „Lassen wir das, was zurückliegt!“ Am 27. März 1960 wurden die Gemeinde- und Kreisräte neu gewählt. Das Besondere an dieser Wahl: Die kommunalen Volksvertreter wurden jetzt nicht mehr für vier, sondern erstmals für sechs Jahre gewählt. Im Vorfeld der Wahl konnte man sich noch gut daran erinnern, wie vor Jahresfrist im Zusammenhang mit der Kandidatur Jakob Schecks in der in- und ausländischen Presse manche dem Olympiaort abträgliche Äußerung gefallen war. Wieder war der Wahltermin zur Unzeit, „da im Werdenfelser Land viele Ausländer zu Gast sind.“ Man hatte Sorge, dass sich das „unwürdige Spiel mit vielleicht noch unwürdigeren Dialogen“ wiederholen könnte.[1] Die Sorge war nicht unberechtigt. Scheck kandidierte. Und er kandidierte „auf nationaler Ebene“[2] für die Liste 10 „National-Demokratische Union“ / „Freie Wählergruppe“ und mit ihm weitere 17 Frauen und Männer. Auf Platz 2 der Liste stand Josef Kempe, der Leiter des Lastenausgleichsamtes und des Kreisflüchtlingsamtes. Bei einer Versammlung der Liste 10 am 23. März 1960 im Gasthaus „Bayernstüberl“ sprach Dr. F. Priller aus München davon, dass es gelte, „alle Gleichgesinnten auf nationaler Ebene zu sammeln.“[3] Jakob Scheck erklärte bei dieser Gelegenheit, was die „Freie Wählergruppe“ bewogen hatte, mit der NdU zusammenzugehen. Diesmal setzte Scheck auf eine andere Karte: Er „gestand, dass es sich in der Demokratie besser lebe als in der Diktatur und dass vor der Persönlichkeit Halt gemacht werden müsse.“ Aber dann fügte er noch hinzu: „Lassen wir das, was zurückliegt!“[4] Zurück lagen die Leiden der Opfer durch Schutzhaft und Konzentrationslager, der „bedingungslose Glaube an den Führer“ und die Angst derer, die nicht bedingungslos glaubten, Vertreibung und Ermordung jüdischer Bürger aus Garmisch-Partenkirchen, ein mörderischer Eroberungs-, Vernichtungs- und Rassenkrieg und das Unglück einer ganzen Generation. Wie sollte man das „lassen“? Scheck hatte nichts verstanden. Aber seine Liste erhielt bei den Gemeinderatswahlen am 27. März 1960 16103 Stimmen.[5] Das reichte für einen Sitz im Gemeinderat Garmisch-Partenkirchen, dessen Mitglied Jakob Scheck bis 1966 blieb.
Von
1968
bis 1982 lebte
Jakob Scheck in Uffing
am Staffelsee. Er starb am 6. November 1992 in
Garmisch-Partenkirchen in der Riffelstraße 42.
Der Markt Garmisch-Partenkirchen gedachte seiner mit einer
Traueranzeige im Garmisch-Partenkirchner Tagblatt. Sie hatte folgenden
Wortlaut: „Der Markt Garmisch-Partenkirchen betrauert den Tod von Jakob
Scheck, 1. Bürgermeister des Marktes Garmisch-Partenkirchen (1935-1945),
Mitglied des Marktgemeinderates (1960-1966). Wir werden ihm stets ein
ehrendes Gedenken bewahren. Markt Garmisch-Partenkirchen. Toni
Neidlinger 1. Bürgermeister, Anton Nairz 2. Bürgermeister“.Im
Marktgemeinderat Garmisch-Partenkirchen wurde dieser Wortlaut in
nichtöffentlicher Sitzung zum Gegenstand einer Diskussion darüber, ob
und wie die lokale Geschichte der nationalsozialistischen Diktatur
aufzuarbeiten sei.
[1] Garmisch-Partenkirchner Tagblatt 05.12.1959 – „Mehr Sorgen als Verantwortung“ [2] Garmisch-Partenkirchner Tagblatt 25.03.1960 – „NDU und Freie Wählergruppe: Auf nationaler Ebene“ [3] ebd. [4] ebd. [5] Garmisch-Partenkirchner Tagblatt 31.03.1960 – „So wurde in den einzelnen Stimmbezirken gewählt“
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