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Die Kreisleiter der NSDAP in
Garmisch-Partenkirchen |
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Jakob Scheck: „Lassen wir das, was zurückliegt“!
Der Kommunalpolitiker Scheck Im Mai 1943 wurde Scheck, er war im 42. Lebensjahr, aus dem Rathaus in die Kaserne versetzt. Der Bürgermeister wurde Feldwebel. Unzufriedenheit der „Partei“ mit seiner Gemeindepolitik konnte kaum der Grund dafür gewesen sein. Am 24. April 1943 hatte das Garmisch-Partenkirchner Tagblatt zum zehnjährigen Amtsjubiläum des Bürgermeisters noch ein Loblied auf seine kommunale Tätigkeit angestimmt.[1] In einer ausführlichen Chronik wurde - trotz „Papierverknappung“[2] - aufgelistet, was geschehen war – einschließlich aller Straßen- und Kanalbauten. Den Schwerpunkt bildeten die Maßnahmen zur Vorbereitung auf die Olympischen Winterspiele 1936 und 1940. 1934 und 1935 wurden die wesentlichen Sportstätten errichtet, Mitte 1939 begann die Erweiterung der „olympischen“ Infrastruktur. Mit den Spielen von 1936 festigte Hitler national wie international sein Ansehen. Die Spiele von 1940, die im November 1939 abgesagt wurden, sollten noch einmal die Kriegsvorbereitungen tarnen. Scheck und viele andere mit ihm dienten als rastlose, ehrgeizige und willige Helfer. Neben den Sportstätten ragen zwei Bauwerke in besonderer Weise aus dieser Zeit heraus: Das neue Rathaus – „in diesem Haus wohnt die Macht“ hieß es drohend im Garmisch-Partenkirchner Tagblatt[3] - wurde zum Symbol des Herrschaftsverständnisses der Nationalsozialisten. Im Olympia-Festsaal, in dem etwa 1000 Besucher Platz fanden, konnte sich die braune Elite in zahllosen Kundgebungen „stolz und präsentabel“[4] zur Schau stellen.
Beide Bauwerke verband Scheck mit einer brisanten lokalpolitischen Zielsetzung. Sie sollten, so schrieb er, „denjenigen Teil der Bevölkerung, der bisher der Vereinigung der Gemeinden Garmisch und Partenkirchen misstrauisch gegenübergestanden ist“,[5] aussöhnen. Was ohne Beteiligung der Bevölkerung und letztlich mit Androhung von KZ-Haft durchgesetzt worden war, konnte freilich nicht so leicht „herbeigebaut“ werden. Nicht ohne Überheblichkeit glaubte Scheck nach nur zwei Jahren im Amt, dass „in ganz Deutschland keine Gemeinde von Art und Größe ist, die auch nur annähernd die gleichen außerordentlichen Leistungen aufzuweisen hat wie Garmisch-Partenkirchen.“[6] Für die olympischen Prestigeobjekte hatte freilich das Reich viel Geld in die Gemeinde fließen lassen.
Neben den Maßnahmen, die den Winterspielen geschuldet waren, wurden bis 1939 unter anderem auch diese Bauvorhaben verwirklicht: Neuanlage des Kirchplatzes Partenkirchen, Ausbau des Kainzenbades, Bürogebäude für die Kurverwaltung, Wohnbaracke in den Loisachauen, Errichtung eines NSV-Kindergartens in Garmisch, Neubau der Wandelhalle und des Musikpavillons im Kurpark Garmisch, Eröffnung eines Skilifts am Hausberg, Baubeginn der Siedlung am Farchanter Gröben.[7] Nach Kriegsbeginn wurde mit Hilfe polnischer, französischer und russischer Kriegsgefangener an den Neu- und Erweiterungsbauten für die geplanten Spiele von 1940 weitergearbeitet. Im Entnazifizierungsverfahren hielt man Scheck zu Gute, dass er nur das eine Ziel gehabt habe, „die Gemeinde groß und stark zu machen“ und „dass auch damals nicht alles schlecht gewesen sei, was getan wurde“[8] - damit wurde aber auch viel brauner Dreck unter den Teppich gekehrt. [1] Garmisch-Partenkirchner Tagblatt 24.04.1943 – „Nachrichten aus der Heimat. Zehn Jahre…“ [2] ebd. [3] Garmisch-Partenkirchner Tagblatt 23.10.1935 – „Lokales: Rathaus und Festsaalbau“ [4] ebd. [5] Garmisch-Partenkirchner Tagblatt 14.03.1935 [6] Garmisch-Partenkirchner Tagblatt 02.01.1937 [7] Garmisch-Partenkirchner Tagblatt 24.04.1943 [8] StA München Spruchkammern - Karton 1588 Jakob Scheck
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© Alois Schwarzmüller 2012 |
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