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Alois Schwarzmüller Beiträge zur Geschichte des Marktes Garmisch-Partenkirchen im 20. Jahrhundert |
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1. Papenburg – München – Freising
Das Städtchen Papenburg liegt im Westen
Niedersachsens, im Grenzbereich zu den Niederlanden entlang der Ems. Über
die Region hinaus wurde es vor allem durch die Meyer-Werft bekannt, deren
Name bis heute mit der Herstellung großer und eleganter Kreuzfahrtschiffe
verbunden ist. Reeder, Schiffsoffiziere und Handel treibende Kaufleute
gehörten im 19. Jahrhundert zum bürgerlichen Rückgrat der kleinen Stadt.
Einer von ihnen war der Kapitän Stefan Mencke (eine Kapitän-Mencke-Straße
gibt es heute noch in Papenburg), dem seine Frau Susanne am 23. September
1882 einen Sohn gebar. Die Kapitänseheleute Mencke nannten ihn Hermann und
schickten ihn mit sechs Jahren in die Papenburger Volksschule. Die Mutter
starb 1887, Hermann war gerade fünf Jahre alt. Eine ältere Schwester, die
nach München geheiratet hatte, holte ihn später zu sich. Er besuchte das
renommierte Ludwigsgymnasium, auf dem der junge Richard Strauss lange vor
Hermann Mencke und der spätere bayerische Ministerpräsident Wilhelm
Hoegner kurz nach ihm die Schulbank drückten. Vom Münchner
Ludwigsgymnasium wechselte Hermann 1896 ins Freisinger Dom-Gymnasium –
katholische Kaderschmiede für Kleriker und Laien – und erhielt im Frühjahr
1902 das Zeugnis der Reife. Zwanzig Jahre war er jetzt und es gibt keine
Hinweise dafür, dass er je etwas anderes ins Auge gefasst hätte als die
Aufgabe des Seelsorgers. Sein Weg führte bruchlos vom Besuch des
Priesterseminars in den Jahren 1902 bis 1907 zur Priesterweihe im gleichen
Jahr. Der Emsländer Mencke scheint auch keine Sekunde
gezögert zu haben, sich unverzüglich und tief auf den oberbayerischen
Katholizismus einzulassen. Sein Weg führte ihn als Kaplan zunächst für
drei Monate nach Siegsdorf im Chiemgau, dann von 1907 bis 1911 nach Bad
Kohlgrub und schließlich als Kooperator für die nächsten zwölf Jahre nach
Bad Aibling. Lehrreiche Jahre waren das für einen Mann, der die Welt mit offenen Augen betrachtete – die Scheinidylle vor dem großen Krieg, die Jahre des europäischen Völkermordens und die Folgen für die Seele der Menschen, für ihre täglichen Bedürfnisse und für die Gestaltung des Gemeinwesens.
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