1940 - Anmerkungen zu den Olympischen Winterspielen in Garmisch-Partenkirchen

 

 

 

 

 

26. Januar bis 1. Februar 1940
Die IV. Internationale Wintersportwoche in Garmisch-Partenkirchen
Von Dr. Hermann Harster

„Die Aufrechterhaltung des Sportverkehrs mit den neutralen und befreunde­ten Nationen ist für die Ausrichtung des deutschen Sports in der Kriegszeit von Anfang an als hervorragender und bedeutsa­mer Faktor gewertet worden. Die Liste der bisher in den ersten Kriegsmonaten stattgefundenen inter­nationalen Begegnungen und der noch bevorstehenden Termine beweist, dass der oben angeführte Programmpunkt mit außerordentlichem Erfolg verwirk­licht worden ist. Unter den bevorstehenden großen internationalen Ereig­nissen auf deutschem Boden nimmt die IV. Internationale Wintersportwo­che im olympischen Gelände in Garmisch-Partenkirchen einen ersten Platz ein. Als im Juni 1939 auf jenem denkwürdigen Kongress des Inter­nationalen Olympischen Komitees in London einstimmig die Vergebung der V. Olympischen Winterspiele an Deutschland beschlossen wurde, setzte sofort eine fieberhafte Arbeit ein, um in der kurzen noch zur Verfügung stehenden Zeit in Garmisch-Partenkirchen neue Anlagen entstehen zu lassen. die auf der Welt nicht mehr ihresgleichen gefunden hätten. Auch der Kriegsausbruch wirkte sich auf die Erstellung der Kampfstätten zunächst in keiner Weise aus; getreu dem einmal übernommenen. Auftrag wurden die Arbeiten mit unverminderter Kraft weiterge­trieben. Das Olympische Protokoll verbietet einem im Kriege befindlichen Land die Durchführung Olym­pischer Spiele. Ohne seine Schuld war Deutschland gezwungen, den Auftrag der Ausrichtung der V. Olympischen Winterspiele wieder an das Internationale Olympische Komitee zurückzugeben, nachdem die Westmächte auf der Fortführung des Krieges bestanden. Trotzdem werden heute noch die Bauarbeiten fortgeführt. Die Baupläne fanden nicht die leiseste Veränderung.

Nicht anstelle der V. Olympischen Winterspiele werden nun in den Tagen vom 26. Januar bis 1. Feb­ruar 1940 in Garmisch-Partenkirchen die Wettbewerbe der Internationalen Wintersportwoche durchgeführt — so weit geht der Ehrgeiz nicht. Die Internationale Wintersportwoche soll lediglich — sie ist ja schon zur Tradition geworden — als eine der größten wintersportlichen Veranstaltungen der Welt nicht der Zeit zum Opfer fallen, zumal, wie erwähnt, der Sportbetrieb Deutschlands nur die durch den Kriegsausbruch absolut unerlässlichen Veränderungen erfahren hat. Dass die Abhaltung der Woche richtig ist und von den Neutralen begrüßt wird, beweist das über­raschende Meldeergebnis. Schon kurz nach Bekanntwerden des Termins sagten nicht weniger als acht Nationen ihre Teilnahme für Gar­misch-Partenkirchen zu. Besonders stark sind die Aufgebote, die Italien, Bulgarien, Jugoslawien, die Slowakei und das Protektorat in das Werdenfelser Land entsenden werden...

 Aus: Informationsbroschüre des Marktes Garmisch-Partenkirchen zur IV. Internationalen Wintersportwoche in Garmisch-Partenkirchen 1940

 

© Alois Schwarzmüller 2006