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Alois
Schwarzmüller |
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"Berge, Feuer, Fahnen" - HJ in Garmisch- -Partenkirchen
1. Mai 1933
Mit Beginn der Herrschaft Hitlers und der NSDAP wurde der 1. Mai in "Tag der nationalen Arbeit" umbenannt - obwohl es nicht die Absicht der Nazis war, sich für die Rechte der Arbeiter einzusetzen. Im Gegenteil: Schon am 2. Mai 1933 wurden alle Gewerkschaften verboten. Am 1. Mai der folgenden Jahre stand vor allem die öffentliche Selbstdarstellung der NSDAP und ihrer Gliederungen im Vordergrund - auch in Garmisch-Partenkirchen. Zusammen mit SA, SA-Motorsturm, mit Stahlhelm und Artillerievereinigung, mit Kriegervereinen und Turnvereinen marschierte die HJ am 1. Mai 1933 vom Marktplatz Garmisch zum „Feldgottesdienst“ am Sportplatz Gudiberg. Dort wurde die Rede von Reichspropagandaminister Dr. Goebbels im Radio durch Lautsprecher übertragen, um 20.30 Uhr folgte die öffentliche Übertragung der Rede von „Volkskanzler“ Adolf Hitler auf den Marktplätzen Garmisch und Partenkirchen.[1]
Nationale Feiertage Während der 30. Januar, der "Tag der Machtergreifung", und der 20. April, Hitlers Geburtstag, neue, gewöhnungsbedürftige Feiertage waren, konnte der 1. Mai schon auf eine gute Tradition der internationalen Arbeiterbewegung seit 1886 zurückblicken. Der "Tag der Arbeit" geht auf Arbeiter zurück, die am 1. Mai 1896 in den Vereinigten Staaten mit einem Generalsstreik für den Achtstundentag, bessere Arbeitsbedingungen und mehr Lohn demonstrierten. In Deutschland wurde zum ersten Mal im Jahre 1890 für diese Ziele gestreikt und demonstriert. 1919, im Geburtsjahr der deutschen Demokratie, wurde der 1. Mai offizieller Feiertag, eingeführt von einer sozialdemokratisch geführten Regierung. Zu Konflikten kam es bei den Maifeiern im Jahre 1935. Der Monatsbericht der Regierungspräsidenten von Oberbayern vom 11.6.1935 gibt Auskunft. Es ging um Folgendes: Viele Besucher wollten bei den Maifeiern die alten bayerischen Landesfarben Weiß und Blau zeigen. HJ und SA lehnten das aber ab: "Die weiß-blauen Fahnen wurden von HJ und SA vielfach mit Gewalt entfernt und durch die Hakenkreuzfahne ersetzt, wobei die Führer der Aktion gegenüber den Bauernburschen Ausdrücke wie »schwarze Brut«, »Bauernlackel« usw. gebrauchten." Als Gegenaktion wurden verschiedene Maibäume umgesägt. Polizei wurde eingesetzt, einige Personen wurden in Schutzhaft genommen. Ein Bürgermeister wurde vom Führer eines Polizeikommandos an Ort und Stelle für abgesetzt erklärt.
Zu
Konflikten kam es bei den Maifeiern im Jahre 1935. Der Monatsbericht
der Regierungspräsidenten von Oberbayern vom 11.6.1935 gibt
Auskunft. Es ging um Folgendes: Viele Besucher wollten bei den
Maifeiern die alten bayerischen Landesfarben Weiß und Blau zeigen.
HJ und SA lehnten das aber ab: "Die weiß-blauen Fahnen wurden von HJ
und SA vielfach mit Gewalt entfernt und durch die Hakenkreuzfahne
ersetzt, wobei die Führer der Aktion gegenüber den Bauernburschen
Ausdrücke wie »schwarze Brut«, »Bauernlackel« usw. gebrauchten." Als Gegenaktion wurden verschiedene Maibäume umgesägt. Polizei
wurde eingesetzt, einige Personen wurden in Schutzhaft genommen.
Ein Bürgermeister wurde vom Führer eines Polizeikommandos an Ort und
Stelle für abgesetzt erklärt.
1. Mai 1935 Um 8 Uhr versammelte sich die Jugend auf dem Vorplatz der Realschule Garmisch-Partenkirchen zur Kundgebung. Kreisleiter Hans Hartmann sprach zu den Jugendlichen. Bisher hatte die HJ ihren Schwerpunkt vor allem auf die vormilitärische Erziehung gelegt. Der Antisemitismus war noch nicht so scharf hervorgetreten. Das änderte sich nun aber mit dieser Rede von Hartmann. Er betonte, er werde keinen in der Gemeinschaft der HJ dulden, „der nicht unseres Blutes ist, denn er kann auf die Dauer das andere Blut, das andere Denken und Fühlen somit nicht unterbinden.“ Hartmann drohte sogar, wenn einer glaube, „einen Judenstämmling decken zu müssen“, der greife dadurch die Kameraden an, „die seines Blutes sind und die ihre Pflicht erfüllen.“ Am Ende seiner Rede verkündete er eindringlich: „Wir lieben das Deutsche und hassen das Fremde! Wir wollen Euch übergeben ein freies, sauberes Deutschland, in welchem die Arbeit geachtet und der jüdische Wucher verachtet, in dem deutscher Geist und deutsche Art geschätzt wird und jüdisch-fremdes Gedankengut keinen Platz hat.“ [2] 1. Mai 1936 Der Aufmarsch zum 1. Mai 1936 fand am Maibaum vor dem Bräustüberl in Garmisch statt. Gefeiert wurde dann im Hof der Realschule. 600 Jungen und Mädchen aus den Formationen der HJ, des Jungvolks, der Jungmädel und des BdM waren angetreten. Wieder sprach NS-Kreisleiter Hans Hartmann. Er pries die Jugend glücklich, die „im Anbruch dieser an den Namen Adolf Hitler geknüpfte Epoche deutscher Geschichte leben“ darf. Hartmann betonte den Unterschied zwischen der Maifeier der Vergangenheit „mit seinen Demonstrationszügen, seinen Kämpfen.“ Die Schuld suchte er in der Verhetzung „durch fremdrassige, besonders jüdische Elemente.“ Der heutige 1. Mai sei dagegen ein „Feiertag des ganzen Volkes.“[4]
Sonnwendfeiern im Juni Die Sonnwendfeiern erhoben seit 1934 den Anspruch, an altgermanisches Brauchtum anzuknüpfen. Sie wurden „mit Feuer und Flamme“ gefeiert und zwar entweder auf dem Garmischer Sportplatz am Gröben, von den Nazis "Schlageter-Kampfbahn" genannt, am Dreimohrenplatz in Garmisch, vor der Realschule in Partenkirchen (heute Grundschule Partenkirchen, Prof.-Carl-Reiser-Str. 2). Dort mussten HJ und BDM „antreten“, die Schulkinder am Bahnhofsplatz, SA-Mitglieder am Alten Bahnhof und die Politischen Leiter am Haus der Nationalsozialisten. Es folgte der Marsch aller Gruppen zum Sportplatz: Der Verlauf der Feier war rituell – „Einmarsch, Vorspruch, Entzünden des Feuers, Trommelwirbel, Spruch, Gemeinsames Lied „Ein junges Volk steht auf“, Ansprache und Feuerspringen mit Tänzen und Liedern des VTV Garmisch und Partenkirchen.“ Die „altgermanische Feierstunde“ 1936 hatte Modellcharakter: „Auf den Bergen loderten hohe Flammen empor“, der Badenweiler Marsch, Hitlers Lieblingsmarsch, ertönte und Lieder der Hitler-Jugend wurden gesungen, ein Teilnehmer sprach zur „hoffenden Jugend“, erinnerte an Langemarck 1914 und an den Tod der jungen „Helden“, der BDM zeigte „alte deutsche Reihentänze“ und alles wurde damit begründet, dass es „auf dem Felsengrund blutmäßiger Verbundenheit allem ständischen und konfessionellen Hader den Garaus machen“ sollte.[5] Ähnliche Rituale 1937: „Antreten des Jungvolks, der Jungmädel und sämtlicher Schüler auf dem Dreimohrenplatz, dann Abmarsch zum Schlageter-Stadion“, nachmittags „Antreten von JV, HJ und BDM an der Realschule“. Die Zugordnung: „Fanfaren und Spielmannszug des Jungvolks, HJ-Fahnen, Fahnen der Deutschen Arbeitsfront mit Spielmannszug, SA-Kapelle, Schüler der Volksschule Garmisch und Partenkirchen, die nicht der HJ angehören, Jungmädel, BDM, Schülerinnen der Mädchenschule Garmisch, der VS-Partenkirchen und des Lyceums, die nicht der HJ angehören…“. Die Ähnlichkeit mit religiösen Riten, vor allem mit der katholischen Prozessionsordnung war gewollt.[6]
9. November 1936 – Gedenkstunde zum 9. November 1923 Die jährliche Gedenkstunde der NSDAP zur Erinnerung an den Hitler Putsch im November 1923 wurde 1936 im Garmischer SA-Heim von Mitgliedern der SS-Standarte 12/34 in Garmisch-Partenkirchen unter Führung des stellvertretenden Sturmführers Werner Schrader veranstaltet. Schrader hielt die Gedenkrede und übernahm anschließend „die von der HJ am 9. November 1936 zur SS geschlossen übergetretene HJ-Führerschar des Standortes Garmisch-Partenkirchen mit der feierlichen Verpflichtung in den Dienst der großen Sache.“[7] – So schnell konnte man Mitglied der SS werden! [8]
[1] Marktarchiv Garmisch I/3/17 -1. Mai 1933 [2] Garmisch-Partenkirchner Tagblatt 02.05.1935 [3] Martin Broszat u.a. (Hrsg.), Bayern in der NS-Zeit. Soziale Lage und politisches Verhalten der Bevölkerung im Spiegel vertraulicher Berichte (München 1977) S. 353 - 11.06.1935 [4] Garmisch-Partenkirchner Tagblatt 02.05.1936 [5] Garmisch-Partenkirchner Tagblatt 20. Juni 1936 [6] Ebd. |
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