|
Alois SchwarzmüllerBeiträge zur Geschichte des Marktes Garmisch-Partenkirchen im 20. Jahrhundert |
|||||||||||||||||||||||||||||||||||||
|
||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
"Berge, Feuer, Fahnen" - HJ in Garmisch-Partenkirchen
Anton Reindl, Josef Graf und andere Dienstverweigerer
Gründung und Mitgliederzahlen
1929 traf sich im Garmischer Gasthof „Zum Lamm“ ein lokaler SA-Sturm. Ihm folgten die NS-Frauenschaft, eine Zelle der NSBO (Nationalsozialistische Betriebszellenorganisation), die Hitler-Jugend und der Bund Deutscher Mädel. Die NSDAP-Ortsgruppe Garmisch-Partenkirchen war, als Reichspräsident von Hindenburg am 30. Januar 1933 Adolf Hitler die Macht übergab, etwa 300 Mitglieder stark. 1938 wurde im Garmisch-Partenkirchner
Tagblatt die einzige zugängliche
Mitgliederstatistik der NSDAP im Landkreis
Garmisch-Partenkirchen veröffentlicht:[1]
Mitgliedschaft in HJ
und BdM
Schule und HJ
Lagerromantik und
Appelle Mit verlockenden Tönen wurde
für HJ-Lager in Oberau und Farchant geworben:
„Trommel, Flöte, Marschlieder und frohes Treiben
werden nun bald unser Tal beleben.“ Für vier
Wochen „zur Stählung von Geist und Gliedern“, wo
der Weg über die romantische Brücke über die
Loisach führt, am Fuße des grünen Bergmassivs,
entsteht eine kleine Zeltstadt. Etwa 14 Tage
später kommen dann 800 Angehörige der HJ aus
Konstanz.“6]
HJ-Lager in Farchant Die Häufung von Appellen,
Antreten, Propagandaterminen und Geländeübungen
konnte auch zur Überforderung der Jugendlichen
werden: NS-Kreisleiterstellvertreter de Hesselle
stellte am 10.03.1939 in seinem Rundschreiben
Nr. 40/39 an die Mitglieder des
Kreispropagandringes Garmisch-Partenkirchen
folgendes Tagesprogramm für Mittwoch, 01.03.1939
vor: HJ-Appell im HJ-Heim um 19.30-21.00 Uhr,
Appell in der Schule 15.30-17.00 Uhr,
Jungmannschaft 1 trifft sich zum Turnen in der
Turnhalle von 15.00-17.00 Uhr.
[7] Die
Diensttafel der HJ für die Woche vom 1. bis zum
9. September 1934 macht in besonderer Weise
deutlich, welche Bereitschaft erwartet wurde.
Gezielte Erfassung
aller Jugendlichen
Im Februar 1941 wurden auch
die jüngsten Jahrgänge 1930 und 1931 in den Bann
Werdenfels (328) der HJ übernommen: „Auf Grund
der §§ 1,9 Jug.D.V.O.. sind im Jahre 1941 alle
zehnjährigen reichsangehörigen Jungen und Mädel…
zum Dienst in der Hitlerjugend zu erfassen.
Eltern und gesetzliche Vertreter sind
verpflichtet, diese Jugendlichen… bei der
HJ-Bannführung 326, Garmisch-Partenkirchen, Haus
der Nationalsozialisten, anzumelden.“ In der
Zeit vom 5. März bis 15. April 1941 fanden in
den Gemeinden Erfassungsappelle statt. „Eltern
und gesetzliche Vertreter sind verpflichtet,
alle Jugendlichen der aufgerufenen Jahrgänge zu
diesen Appellen zu schicken.“ Juden und solche
jüdischen Mischlinge, die als Juden gelten,
„sind nicht anzumelden.“
[11]
Religiöse Widerstände wurden deutlich: NS-Kreisgeschäftsführer Kropfelner informierte Landrat Dr. Wiesend über verschiedene Appelle der Wehrmannschaften im Kreisgebiet. Allein in Garmisch waren 450 Mann angetreten. Kreisleiter Scheck sprach „zu den Männern über Sinn und Bedeutung der vormilitärischen Ausbildung.“ Oberleutnant Seidenschwann, Verbindungsoffizier der Wehrmacht, sprach „über die Aufgaben der Wehrerziehung als vorbereitende Schule der Soldaten.“ Er erwähnte dabei auch Probleme wegen der Verhaftung des Garmischer Pfarrers Mencke und seiner beiden Kapläne. „Eltern würden ihre Kinder aus diesem Grund teilweise vom HJ-Dienst abhalten.“ [13]
Schule und
Hitlerjugend
Uniformen und Gruß wurden
ebenfalls neu geordnet: „Schüler und
Schülerinnen, die der Hitlerjugend
einschließlich des Jungvolks, der SA, SS oder
dem Bund Deutscher Mädel einschließlich der
Jungmädel angehören, dürfen deren Uniformen und
Abzeichen auch in der Schule und bei
Veranstaltungen der Schule tragen… Lehrer
(einschließlich der Religionslehrer) und Schüler
(Schülerinnen) erweisen einander innerhalb und
außerhalb der Schule den deutschen Gruß
(Hitlergruß). Der Lehrer tritt zu Beginn jeder
Unterrichtsstunde vor die stehende Klasse und
grüßt als erster, indem er den rechten Arm
erhebt und dabei die Worte „Heil Hitler“
spricht. Die Klasse erwidert den Gruß in der
gleichen Weise.“
[14]
Heime für die
Hitlerjugend
NS-Bürgermeister Jakob
Scheck aus Partenkirchen „sprach kampffrohe
Worte an seine Jugend.“ Eine Reihe führender
Persönlichkeiten der SA, der Arbeitsfront, der
Partei und der Behörden war erschienen. Neben
dem gesamten Gemeinderat von Partenkirchen mit
seinem ersten Bürgermeister an der Spitze war
auch der Gemeinderat von Garmisch mit
Bürgermeister Thomma vertreten. Auch
„Oberregierungsrat Roidl, Kreisleiter Röhrl, der
Vertreter des NSKK, Olympiaführer Kilian, der
Vertreter der Realschule und der Vertreter des
Bannes 26, Bannführer Sonderer, wohnten den
Veranstaltungen bei.“
[16]
Dennoch: Jugendliche verweigern den HJ-Dienst
Nicht alles konnte
überzeugen. Der Drill wurde von manchen als
absurd empfunden. Der Gedanke der Wehrerziehung
gefiel nicht jedem in der HJ. Zunächst ballten
sie nur die Faust in der Tasche. Nach
Kriegsbeginn begann aber auch in
Garmisch-Partenkirchen eine innere und äußere
Auswanderung aus der HJ – trotz schöner Heim,
feuriger Sprüche und sportlichem Zeitvertreib.
Seit April 1940 häuften sich die Meldungen über
jugendliche Dienstverweigerer.
Beispiele zweier junger
Garmisch-Partenkirchner „Dienstverweigerer“ samt
offener Unterstützung ihrer Eltern ist im
Marktarchiv dokumentiert.
Eine kleine Gruppe selbstbewusster,
unerschrockener Jugendlicher zeigte mitten im
Krieg, dass es möglich war, Sand ins Getriebe
des nationalsozialistischen Militärwahns zu
streuen. Hut ab vor diesen jungen Leuten und
ihren Eltern.
[1]
Garmisch-Partenkirchner
Tagblatt
10.09.1938
[2]
LRA 199063
Garmisch-Partenkirchen
– HJ 1934-1945 -
06.04.1938
[3]
LRA
Garmisch-Partenkirchen
62621 -
Monatsberichte
BAG 1936 -
02.11.1936
[4]
LRA
Garmisch-Partenkirchen
199063 - HJ
1934-1945 -
18.08.1939
[5]
LRA 199063
Garmisch-Partenkirchen
– HJ 1934-1945 -
22.09.1943
[6]
LRA 199063
Garmisch-Partenkirchen
– HJ 1934-1945 -
27.05.1935 -
27.05.1935
[7]
dto.
[8]
Marktarchiv
Garmisch-Partenkirchen
– I/3/22 -
Hitlerjugend
[9]
Jahresbericht
der
Oberrealschule
Garmisch-Partenkirchen1937/38
S.18
[10]
LRA 199063
Garmisch-Partenkirchen
– HJ 1934-1945 -
09.10.1940
[11]
LRA 199063
Garmisch-Partenkirchen
– HJ 1934-1945 -
21.2.1941
[12]
LRA
Garmisch-Partenkirchen
61615 -
Monatsberichte
1937-1938 -
04.01.1937
[13]
LRA 199070 NSDAP
Kreistage
1936-1944 -
10.04.1940
[14]
Bayerische
Staatszeitung
10.03.1934
[15]
Marktarchiv
Garmisch-Partenkirchen
– I/3/22 -
Hitlerjugend
[16]
Garmisch-Partenkirchner
Tagblatt,
04.10.1934
[17]
Marktarchiv
Garmisch-Partenkirchen
- Akt 936 –
Hitlerjugend
[18]
Marktarchiv
Garmisch-Partenkirchen
- Akt 936 –
Hitlerjugend
[19]
Marktarchiv
Garmisch-Partenkirchen
- Akt 936 –
Hitlerjugend
[20]
Marktarchiv
Garmisch-Partenkirchen
- Akt 936 –
Hitlerjugend
[21]
Marktarchiv
Garmisch-Partenkirchen
- Akt 936 –
Hitlerjugend
[22]
Marktarchiv
Garmisch-Partenkirchen
- Akt 936 –
Hitlerjugend
[23]
Marktarchiv Garmisch-Partenkirchen - Akt 936 –
Hitlerjugend |
||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
|
||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
|