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Alois Schwarzmüller |
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"Berge, Feuer, Fahnen" - HJ in Garmisch-Partenkirchen
"Von der SS
Die Zahl der SS-Mitglieder im Landkreis
Garmisch-Partenkirchen war überschaubar – von 80 schreibt das
Garmisch-Partenkirchner Tagblatt vom 11. September 1936 anlässlich eines
Rückblicks auf die lokale Entwicklung der NSDAP seit ihrer Gründung 1928: 2600 Mitglieder der NSDAP und 380 Politische
Leiter, 10300 Mitglieder der DAF (Deutsche Arbeitsfront) mit 679
Amtswaltern, 600 SA-Männer mit 64 Führern und Unterführern, 320 Angehörige
des NSFK (Nationalsozialistisches Fliegerkorps), 300 NSKK-Männer
(Nationalsozialistisches Kraftfahrerkorps) mit 21 Führern und
Unterführern, 80 SS-Männer und -führer, 600 Mitglieder des
NS-Beamtenbundes, 2700 Mitglieder des Kyffhäuserbundes, 1500 Angehörige
der HJ und 1400 Angehörige des BDM. Eine zweite
Quelle ist die vom CIC[1]
1946 angefertigte Liste aller NS-Mitglieder im Markt und im Landkreis
Garmisch-Partenkirchen und ihrer Organisationszugehörigkeiten: Die Stärke
der SS wurde mit insgesamt 48 Mitgliedern angegeben. In
Garmisch-Partenkirchen gab es in der NS-Ortsgruppe Kramer 11 SS-Leute, in
der Ortsgruppe Wank 10 und in der Ortsgruppe Zugspitze 2, in Ettal 3, in Grainau 2, in Kohlgrub 3, in Krün 11, in Oberammergau 4, in
Oberau/Ohlstadt 1.[2]
Dafür, wie die örtliche SS ihren Nachwuchs
rekrutiere, gibt es zwei Belege: Einmal durch geschlossene Übernahme aus der HJ-Führerschaft,
so geschehen im November 1936 bei einer Feier anlässlich von Hitlers
Putsch im November 1923:
„Der Stellv. Sturmführer der 12/34. SS-Standarte Werner Schrader übernahm
dann die von der HJ am 9. November 1936 zur SS geschlossen übergetretene
HJ-Führerschaft des Standorts Garmisch-Partenkirchen mit der feierlichen
Verpflichtung in den Dienst der großen Aufgabe für Vaterland und Führer,
nunmehr als SS-Mann und Kamerad ihren Dienst so zu versehen, dass es einem
politischen Soldaten des Führers würdig ist, im Sturm als SS-Bewerber
aufgenommen zu werden.“[3] Das war ein Verfahren, dem sich im Taumel der „nationalen Ehre“ kaum einer
der jungen Leute entziehen konnte oder wollte.. Dann aber auch durch Aufmärsche, durch das jährliche „Dann aber auch durch Aufmärsche, durch das jährliche „Glaubensbekenntnis zum Führer“ beim Kreistag der NSDAP mit einem feierlichen Ritual: „Der Tag der Eröffnung begann mit Schulfeiern in sämtlichen Schulen, in deren erhebenden Verlauf auf die Bedeutung des Kreistages hingewiesen wurde… Einzug in den Tagungsort Festsaal, voraus die Standarte J1, dann die SS-Sturmfahne, die Sturmfahnen der SA und des NSKK, die Bannfahne und Jungbannfahne, die Gefolgschaftsfahnen der HJ und schließlich die Fahnen der Ortsgruppen der drei Kreise.“[4]
Zwei Jahre nach dem Ende von Krieg und Diktatur schilderte der
Partenkirchner Karl Raubal in einem Nachtrag zu seinem Entnazifizierungsfragebogen,
wie er zur SS kam und wie die Reaktion seiner Umgebung war: „Im Frühjahr 1934 erging an uns ein
Aufruf, sich zur SS zu melden. Daraufhin forderten einige Schulkameraden
mich auf, auch mitzukommen. Es war für uns wieder etwas Neues. Außerdem
war ich damals 19 Jahre alt und da juckte mich der Unternehmungsgeist.
Außerdem war ich zu der Zeit arbeitslos und da wurde uns das Blaue vom
Himmel runterversprochen. Die erste
Versammlung fand im Werdenfelser Hof in Partenkirchen statt. Es wurden uns
sofort Aufnahmeformulare ausgehändigt, die sofort ausgefüllt werden
mussten. Außerdem erschien ein Trupp bewaffneter SA. An der Spitze der
damalige Bürgermeister Scheck. Dieser verbot sofort die Versammlung und
wir verließen fluchtartig das Lokal. Ich hatte aber meinen Antrag schon
abgegeben. Die anderen hatten diesen Antrag sofort zerrissen. Einige Tage
später bekam ich eine Vorladung des damaligen Stabsscharführers Sieder.
Dieser wohnte ja in der Wettersteinstraße Pension Erika. Dieser forderte
uns auf, am anderen Tag unsere Uniform zu empfangen. Diese wurde uns
kostenlos gestellt. Mussten aber monatlich 30 oder 40 Pf. bezahlen… Als ich diese Uniform anhatte, war es mir schon nicht mehr wohl zumute. Denn die Leute, die mich kannten, betrachteten mich von der Seite. Es begann mit Dienstappellen. Zuerst in der Woche zweimal. Später sogar auch sonntags. Aber alles militärische Ausbildung. Dann ging es los mit der politischen Schulung. Dafür hatte ich überhaupt kein Interesse und meine Abneigung wuchs von Tag zu Tag. Als dann die Hetze gegen die Juden begann, überlegte ich, wie komme ich nur von diesem Haufen los…. Zudem kam noch, dass mich meine Mutter aufklärte und immer sagte, „Bub bleib weg, das ist nichts für Dich.“ Das gab mir noch den letzten Ansporn und ich blieb von den Appellen fern."[5]
Vor allem junge Männer wurden in die SS gelockt und
geködert. Die Hälfte der örtlichen Mitglieder gehörte den
Geburtsjahrgängen zwischen 1900 und 1918 an, also 1933 meist noch junge
Leute, die den Versprechungen und Verlockungen eher zu folgen bereit
waren.
Im Krieg wurde der SS-Nachwuchs auch auf andere Art und Weise gesichert:
Das Garmisch-Partenkirchner Tagblatt meldete Anfang Mai 1941: „… vor
wenigen Tagen erst sind 30 Nachwuchsführer aus dem Hochlandlager bei
Königsdorf zurückgekehrt, wo sie durch Kameraden der SS ausgebildet
wurden.“[6] Ob diese Methode im Bezirk Garmisch erfolgreich war, konnte bisher nicht
eindeutig belegt werden..
[1]
Das Counter Intelligence
Corps (CIC,
deutsch Spionageabwehr) war ein
Nachrichtendienst des
Heeres der
Vereinigten Staaten von Amerika, der während des
Zweiten Weltkrieges als polizeiähnliche
Spionage-Abwehrabteilung des Heeres gegründet wurde. Sein Sitz
in Garmisch-Partenkirchen war im damaligen Divisionsstabsgebäude
an der Bahnhofstraße gegenüber dem heutigen Werdenfels-Gymnasium.
[6] Garmisch-Partenkirchner
Tagblatt 17.05.1941
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