Entnazifizierung
- Selbstreinigung oder Selbstbetrug?
Hanns Kilian (1905-1981,
Garmisch-Partenkirchen) war ein
deutscher
Bobfahrer. Er gewann zwei Olympische
Medaillen und war dreimal Weltmeister. Mit dem "Alpenhof" führte er im
Zentrum des Ortsteils Garmisch ein überaus bedeutendes Hotel.
Johann Georg Lang (1889-1968, Oberammergau)
inszenierte 1922 die Passionsspiele neu.
02.06.1947
Bobweltmeister und
Passionsspielleiter vor der Spruchkammer
"Am vergangenen Dienstag
verhandelte die Spruchkammer Garmisch-Partenkirchen zwei Personen, die
weit über die Grenzen des Werdenfelser Landes hinaus bekannt sind: den
Bob-Weltmeister und Olympiasieger Hanns Kilian und den ehemaligen
Spielleiter der Oberammergauer Passionsspiele Johann Georg Lang. Nach je
dreistündiger Sitzung wurden die Betroffenen in die Gruppe der
„Mitläufer" eingereiht."
Olympiasieger Hanns
Kilian
"Der Hotelier
Hans Kilian, Inhaber des international namhaften
Garmisch-Partenkirchner Sporthotels „Alpenhof", war von 1933 bis 1938
Mitglied der NSDAP, seit 1933 Angehöriger des NSKK und verschiedener
Untergliederungen von NS-Organisationen. 1939 wurde er ehrenhalber zum
Sturmführer und zwei Jahre später zum Obersturmführer des NSKK
befördert. Wegen staatsfeindlicher Äußerungen wurde Kilian 1938 von der
Partei ausgeschlossen und in späterer Zeit aus gleichen Gründen zweimal
vor ein Kriegsgericht gestellt. Zahlreiche Zeugenaussagen, darunter ein
Schreiben aus New York von der Amateur-Athletik-Union, und 52
eidesstattliche Erklärungen bestätigten die antinazistische Haltung
Kilians. Ehemalige Angestellte seines Hotels berichteten von heftigen
Auseinandersetzungen zwischen ihm und führenden Nazi-Persönlichkeiten
wie Ley, von Tschammer-Osten, Hünlein usw. Kilian war seinerzeit „im
Glauben an die. gute Sache und um seine Stellung im Vorstand des
Hotelierverbandes zu halten", der Partei beigetreten. Als Sühneleistung
wurden ihm 1000 Mark sowie die Verfahrenskosten (der Streitwert betrug
336 000.-— Mark) auferlegt."
Passionsspielleiter
Johann Georg Lang
"Der Bildschnitzer Johann
Georg Lang trat am 1.3.1933 in die Partei ein, war ab 1942
stellvertretender Propagandaleiter und ab 1939 Orts-Volksspielwart der
DAP. Seinen Parteieintritt begründete Lang damit, dass er dadurch die
Passionsspiele vor fremden Einflüssen bewahren wollte, ebenso sei er
als Künstler in all seinen Handlungen nur auf das Wohl der
Passionsspiele bedacht gewesen. Als „Mitläufer" wurde Lang die
Entrichtung von 2000 Mark Sühne sowie die Übernahme der
Verfahrenskosten (Streitwert von 5200 Mark) auferlegt."
Hochland-Bote 02.06.1947
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