Werdenfels-Gymnasium Garmisch-Partenkirchen - 1933-1945 - Schule in der Diktatur

 

 


1936/37 - 194 Schüler

 

Schon im DPfarrer Ernst Lipffert - 1931ezember 1934 hatte sich die Kreisleitung der NSDAP an das Be­zirksamt Garmisch mit dem Hinweis gewandt, dass Pfarrer Ernst Lipffert von der Jo­hannes-Ge­meinde Partenkirchen mit einer Frau „nicht arischer Abstammung“ verheiratet sei. Außerdem, so wurde weiter kritisiert, habe er bisher noch kei­nerlei Beweise dafür erbracht, „dass er die nati­onalsozialistische Bewegung in irgendeiner Form unterstützt“. NS-Kreisleiter Hart­mann sah in der Haltung von Lipffert „eine bewusste gegnerische Ein­stellung gegen die derzeitige Staatsform und die nationalsozialistische Bewe­gung.“[21] Am 10.01.1936 erging daraufhin durch das Kultusministerium Mitteilung an das Direktorat der Realschule und des Progymnasiums Garmisch-Partenkirchen, dass rückwirkend zum 1. Dezember 1935 „Pfarrer Lipffert von der Erteilung des evang.-luth. Religionsunterrichts an der Anstalt in 6 Wochenstunden unter Einzug der hiefür bewilligten Vergütung enthoben“ worden sei. Die Erteilung des evangelischen Religionsunterrichts wurde dem Pfarramtsverweser Wil­helm Schmerl übertragen. Dessen arische Abstammung “wolle noch festgestellt wer­den.“[22]

Die politischen Erwartungen wurden Jahr für Jahr stärker zum Ausdruck gebracht. Und die Schule bemühte sich - zumindest nach außen hin -  „entsprechend den hohen Zielen des nationalsozialistischen Staates die Jugend in lebensnahem Unter­richt zu po­litisch und völkisch denkenden Männern zu erziehen, die bereit sind, für die Volksge­meinschaft jedes Opfer zu bringen“ und arbeitete darauf hin, „den Rassensinn der Schüler zu entwic­keln.“[2Der Festsaal am Kurpark - der zentrale NS-Versammlungsort fürGarmisch-Partenkirchen - 19383] Auf Krieg und Völkermord wurden die jungen Männer doch sehr gründlich vorbereitet.

Etwa zwei Drittel der Lehrer waren Mitglieder der NSDAP. Der NSV gehörten fast alle an, in der SA taten sechs Dienst, einer als Schulungsleiter. Im NSLB waren, von einer Aus­nahme abgesehen, alle Lehrer vertreten. Bei der Hygiene-Ausstellung „Blut und Rasse“ in Garmisch übernahm ein Studienprofessor die Führungen mit rassekundlichen und erbbiologischen Erläu­terungen für die NS-Frauenschaft. Ein als umsichtig und er­folgreich charakterisierter Lehrer war als Leiter eines 10-tägi­gen nationalpolitischen Lehrgangs in Schloss Kranzbach tätig.[24]

Der Schulleiter rügte erneut die vielfachen politisch bedingten Abwesenheiten der Schüler vom Unterricht, auch bei hochsensiblen Themen. So meinte er in der Lehrer­ratssitzung vom 12. Mai 1937, die „An­stalt sei nicht in der Lage, 8 Wochen lang jeden Unterricht aus­fallen zu lassen, um nur Vierjahresplan zu treiben.“[25] Und nur vier Wochen später ging der Antrag an das Kultusministerium, „für dieses Trimester von einer Beno­tung der Schüler absehen zu dürfen.“ Begründet wurde dieses Gesuch mit der Kreista­gung der NSDAP samt den nötigen Vorarbeiten und schließlich mit der Teilnahme von fast der Hälfte aller Schüler am HJ-Bannla­ger. Das Staatsministerium gab dem gestell­ten Ansuchen statt.[26]

 

[21] NS-Kreisleitung Garmisch-Partenkirchen an das Bezirksamt Garmisch vom 03.12.1934

[22] KMS 10.01.1936 an das Direktorat der Schule

[23] Jahresbericht 1936/37

[24] Jahresbericht 1936/37

[25] Niederschrift der Lehrerratssitzung vom 12.05.1937

[26] Niederschrift der Lehrerratssitzung vom 23.06.1937

 

 


 

© Alois Schwarzmüller 2006