Pfarrer Hermann Mencke
und die Pfarrei St. Martin Garmisch zur Zeit des Nationalsozialismus

 

 

 

 

 

7. Der Prediger Hermann Mencke - "Für oder gegen Christus"

Also: Über die Juden kein Wort. Was er dagegen über die Lage der Kirche dachte, da ließ er seinen Gedanken und seiner FSt. Martin Garmischeder freien Lauf. So notierte er: „Immer klarer stellt sich das Grundproblem heraus: Weltanschauung! Gewollte Vernichtung jeglichen Christentums.“ Er klagte an: „Wer der modernen Weltanschauung entsprechen will, der muss sich von all dem (Gott, Christus, Kirche) loslösen und deutschgläubig werden.“ Und er protokollierte: „Schon baut sich eine Phalanx auf angefangen bei den Kinderbewahranstalten über Schulen und Schulungskurse aller Art bis zur weltanschaulichen Schulung in Ordensburgen.“

Wie sehr das Garmischer Pfarrhaus inzwischen ins Visier der politischen Polizei geraten war, das zeigte sich am 23. Januar 1938. Mencke berichtete von einer Hausdurchsuchung, „bei welcher sich ein paar Herren nicht sehr rücksichtsvoll betrugen.“ Verschiedene Vereinsgegenstände wurden mitgenommen, Gelder der Pfarrbücherei beschlagnahmt, die Fahne des Jungmännervereins wurde aus der Pfarrkirche geholt. Alles wurde wieder zurückgegeben. Es könnte eine Warnung gewesen sein, vielleicht auch eine Drohung.

Mencke verstummte aber nicht. Die Kanzel war ihm Tribüne und wurde es immer deutlicher. Themen seiner Predigten sind erhalten. Den nationalsozialistischen Lauschern mögen sie Anlass für Verdächtigungen und Verleumdungen gewesen sein, den Gläubigen waren sie mit Sicherheit Ermutigung und Halt im Alltag der pausenlos niederprasselnden Propagandabrocken im Garmisch-Partenkirchner Tagblatt und in den überregionalen Medien der Zeit.

Mencke führte in seinen Kanzelworten eine offene Auseinandersetzung mit St. Martin Garmisch - Blick auf Kanzel und Emporeder pseudoreligiösen NS-Ideologie. Beispiele dafür: „Unsere Weltanschauung ist orientiert an der Ewigkeit“, „Die Weltanschauung der Apostel: Unsere Weltanschauung“, „Wenn Euch jemand ein anderes Evangelium verkündet“ und „Kann man religiös sein ohne zur Kirche zu gehören?“

Mencke setzte Christus bewusst gegen Hitler und seinen Allmachtsanspruch, wenn er predigte „Es ist uns kein anderer Name gegeben, in dem wir selig werden können: Für oder gegen Christus“, wenn er Christus von der Kanzel herab als „Bringer des Friedens“ apostrophierte und wenn er forderte „Christus bleibt auch im neuen Jahr 1. unser Führer, 2. unser Herrgott“.

Für das Jahr 1939 liegt uns dann kein Seelsorgsbericht für die Pfarrei St. Martin mehr vor. Und der Bericht für das Jahr 1940 wurde nicht mehr von Hermann Mencke, sondern über Hermann Mencke geschrieben.

 

© Alois Schwarzmüller 2007