1936 - Anmerkungen zu den Olympischen Winterspielen in Garmisch-Partenkirchen

 

 

Albrecht Haushofer (1903-1945) schrieb in seiner Berliner Todeszelle dieses Sonett:
 

                   XXV• OLYMPISCHES FEST

Mit einem Dom von hochgestrahltem Licht

begannen sie das letzte ihrer Feste.

Der Hochmut freute sich der stolzen Geste:

Man sah vor lauter Glanz die Sterne nicht.

 

Gelöst von aller Tage bunten Sorgen

bestaunte man der Jugend Marsch und Spiel,

bewunderte der Griechenfackel Ziel,

im Leuchten dieses Kuppelscheins geborgen.

 

Mich täuschte dieser helle Zauber nicht.

Ich sah die Kräfte, die so milde schienen,

dem grauenhaftesten der Kriege dienen.

 

Ich kannte wie die Maske, das Gesicht.

Die sich zum Spielen Schar um Schar gereiht:

die ganze Jugend ist dem Tod geweiht.

   Aus: Albrecht Haushofer, Moabiter Sonette, München 1976 (dtv 10099) S. 33

 

© Alois Schwarzmüller 2006