Burgrain - der "dritte Ortsteil" von Garmisch-Partenkirchen 1939-1989

 


50 Jahre Sportclub Burgrain
1952-2002

 Eine Jubiläumschronik von Alois Schwarzmüller

Teil I: 1952-1961

 

1952

Die offizielle Gründungsversammlung des SC Burgrain fand am 8. März 1952 statt. Im da­maligen „Rasthaus“ trafen sich Sportbegeisterte aller Altersgruppen. Eingeladen hatten Hans Völk und Josef Greif, die eigentlich eine Schützengesellschaft ins Leben rufen wollten. Die Schützen bildeten dann freilich nur die Vorhut des neuen Vereins, der sich schon bald eine Eisstock-, Tischtennis- und Kegelabteilung zugesellte. Josef Greif, Alois Rothhammer, Emmi Brunnhuber und Lisl Ammer wurden noch am gleichen Abend zum Gründungsvorstand des Vereins gewählt. Damit war der „Sport-Club Burgrain“ aus der Taufe gehoben.

In der Satzung wurde in etwas dürren Worten der Vereinszweck beschrieben: „Hebung und Förderung der sportlichen Zusammenarbeit auf volkstümlicher sportlicher Grundlage“. Ein Verein für den Breitensport sollte es also sein, kein ehrgeiziges Profiunternehmen. Der Auf­bau war demokratisch, Fragen der Religion, der Rasse und der Parteipolitik sollten die Ver­einsmitglieder nicht spalten. Den Erschütterungen, die erst wenige Jahre zuvor von Krieg und Diktatur, von Rassenwahn und Zerstörung aller menschlichen Werte ausgelöst worden waren, konnte man selbst in der Satzung eines kleinen Sportvereins noch begegnen.

Karl Appold, Franz Budian, Josef Greif, Heinrich Reinel, Alois Rothhammer und Kaspar Sing gehörten zu den ersten Mitgliedern und Förderern.

Es gab zu dieser Zeit weder eine Turnhalle noch andere Sportanlagen in Burgrain. Im Saal des Rasthauses wurde gespielt und trainiert. Walter Zach und Eva Rührig erzielten hier für die Tischtennisabteilung die ersten Erfolge. Neben ihnen gehörten Albert Schönauer, Fritz Bölter, Erwin Mühlbauer, Helmut Käser, Josef Dobry und Harry Ignat zu den Talenten. Wie gut sie spielten, das zeigte sich schon im ersten Jahr nach der Vereinsgründung: 1953 wurde der SC Burgrain Tischtennis-Kreismeister.

 

1953

Aber nicht nur Sportliches stand auf dem Programm des Vereinslebens. Der gesellige Zusammenhalt in einer Zeit ohne Fernsehapparat wurde nachhaltig gepflegt. Im Fasching tummelte sich die Rittergesellschaft der drei „Gwamperten“ auf verschiedenen Bällen im Rasthaus, die Sportschützen veranstalteten ein Faschingsschießen, das „Josefi-Schießen“ beendete die kalte Jahreszeit. Alfred Pfohmann und Alois Rothhammer gehörten zu den zielsichersten Mitglieder der Burgrainer Schützengilde.

In der Saison 1953/54  ging es für die Tischtennisabteilung um den Verbleib in der Kreisklasse. Den sicherten sich die Burgrainer in einem dramatischen Finale. Albert Schönauer war es, der die Spieler von Markt Schwaben aus dem Rennen werfen konnte.

Beim Tischtennis-Pokalturnier in Peißenberg brachte die Mannschaft mit Zach, Schönauer, Burger, Kitz, Thalhauser, Kohnke und Fritsche, einen weiteren großartigen Erfolg nach Burgrain.

 

1954

Die Sportschützen des SC Burgrain mit Ehrenschützenmei­ster Hans Völk, den Schützenmeistern Franz Budian jr. und Lorenz Heinzinger wurden vom „Schützengau Wer­denfels“ beauf­tragt, im Oktober das Gau-Schießen unter der Schirmherrschaft von Landrat Renk durchzuführen. Die alte Schützentradition und die sportliche Freude am Wettschießen sollten so wieder miteinander verknüpft werden. Die Ehrenkette des Gauschützenkönigs eroberte der Lokalmatador Hans Völk.

Die Tischtennis-Abteilung des SC Burgrain freute sich über den Aufstieg der Herrenmannschaft aus der Kreisklasse in die oberbayerische Bezirksliga.

Die Generalversammlung wählte eine neue Vorstandschaft mit Ludwig Rothhammer und Franz Budian, Ludwig Kunzmann und Karl Grone an der Spitze. 142 Mitglieder zählte der Verein im zweiten Jahr.

 

1955

Das Jahr begann mit einem Wechsel an der Spitze des Vereins: 1. Vorsitzender wurde Franz Bu­dian, sein Vertreter war Karl Appold, Franz Kitz führte die Kasse und Hans Völk das Protokoll. Die Schützenabteilung wurde von Hans Völk geleitet, die Tischtennisabteilung von Alois Rothhammer, die Eisstockabteilung von Heinrich Reinel und die Skiabteilung von Kaspar Sing.

Die Skifahrer war in dieser Zeit neben den Eisstockschützen besonders erfolgreich. Die im Herbst begonnene Herstellung eines eigenen Eisplatzes konnte trotz aufopfernder Mitarbeit aller Abteilungsmitglieder nicht mehr zu Ende gebracht werden. Leider trübte sich in diesem Jahr  auch das Verhältnis zwischen Sportlern und Schützen.

Mit der Kreismeisterschaft wurde der Einsatz des Burgrainer Tischtennisteams belohnt: Zach, Hämmerle, Mündner, Schenk, Dobry und Ignat holten den Pokal mit 15:1 Punkten vor den Mannschaften aus Mittenwald, Murnau, Oberammergau und Bad Kohlgrub.

 

1956

Erstmals ermittelte die Tischtennis-Jugend des Kreis­gebietes ihre Rangliste im Jugendheim an der Kanker. Die Spieler des SC Burgrain stellten bei diesem Turnier ihre große Überlegenheit unter Beweis - von Zeipelt, Rademacher, Willer, Erhardt und Wild wurden alle ersten Plätze belegt..

Beachtliche Erfolge erzielte der SC Burgrain im Tisch­tennis auch bei der Stadtmeisterschaft von Traun­stein. Bei den Jungen setzte sich wieder einmal der oberbayerische Schülermeister Peter Rademacher durch, in der Jugendklasse erreichte Horst Zeipelt den 3. Platz, Josef Willer den 6. Bei der Clubmeisterschaft erwiesen sich Walter Zach, Horst Hämmerle und Werner Kittelmann als stärkste Spieler. Bei den Damen war Hanni Kitz erfolg­reich.

 

1957

In Murnau wurde die Tischtennis-Kreismeisterschaft „bei erstaunlichem Leistungs­niveau“ ausgetragen. Im Endspiel - „ein drama­tischer Höhepunkt des Turniers“ -  konnte Walter Zach als Titel­verteidiger den Murnauer Rivalen mit 4:1 besiegen.

Bei den Frauen belegten die Spielerinnen Kropp, Brenner und Häm­merle - alle aus den Reihen des SCB - die Ränge zwei, drei und vier. Die Plätze 1 und 2 gingen bei den Ju­gendlichen an Willer und Rademacher.

Die Tischtennis-Bezirksmeisterschaft in Peißen­berg zeigte bei fast 100 Teilnehmern gute sportliche Leistungen und eine erfreuliche Aufwärtsentwicklung des Tischtennissports, an der die Spieler des SC Bur­grain großen Anteil hatten. Höhepunkt des Turniers war das Endspiel im Herren-Einzel in der A-Klasse, zu dem sich mit Walter Zach und Albert Schönauer zwei Burgrainer qualifizieren konnten. Sie lieferten sich eine interessante und abwechslungsreiche Partie. Am Ende stand Zach auf Platz 1 vor seinem Clubkameraden Schönauer.

 

1959

Erstmals seit längerer Zeit machte die Skiabteilung wieder von sich reden - beim Schwarzkopf-Rennen in Krün und beim Pürschling-Rennen in Oberammergau starteten mehrere Läufer aus den Reihen des SC Bur­grain.

 

1960

Am Wank wurde die Clubmeisterschaft der Skiabteilung veranstaltet, außerdem beteiligte sich der Verein bei der Werdenfelser Meisterschaft, beim Ab­fahrtslauf am Riffelriss und beim Schwarzkopf-Rennen in Krün.

Einen der sportlichen Höhepunkte der Tischtennis-Saison brachte die Freundschaftsbegegnung mit der westdeutschen Ligamannschaft des TTC Anröchte aus Westfalen. Eine „achtbare Niederlage“ des SC Burgrain gegen den Oberligisten aus Westfalen trübte die Freude über die Begegnung nicht.

Nach Siegen in den Jahren 1957 und 1959 holte sich der SC Burgrain zum dritten Mal und damit endgültig den Bürgermeister-Schütte-Pokal für die Tischten­nisvereine des Kreises Zugspitze.

 

1961

Bei den Rennen in Kohlgrub und in Krün, beim Rie­sentorlauf am Pürschling und schließlich bei der Clubmeisterschaft auf dem Wank, dem „Hausberg“ der Burgrainer, zeigte die Skiabteilung des SC Burgrain ihr Können.

Die Generalversammlung - 28 Mitglieder hatten sich im Rasthaus Burgrain eingefunden - wählte Franz Kitz zum 1. Vorsitzenden, Kassier wurde Harry Ignat. Die Schützenabteilung hatte ihre Aktivitäten eingestellt. Es wurde des­halb beschlossen, „dass die Gegenstände der derzeit ruhenden Schützenabteilung eingezogen werden - die Schützenkette und zwei noch vorhandene Gewehre“. Letzter Schützenkönig war Hans Ostler.

Große Freude bereitete dagegen die Tischtennis-Abtei­lung. Beim 7. Tischtennis-Turnier um den Staffel­seepokal in Murnau wurde das hervorragende Ab­schneiden von „Altmeister“ Walter Zach zu einem besonderen Ereignis. Zach siegte souverän in der Herren-A-Klasse. Sein „durchschlagskräftiges An­griffsspiel“ beherrschte das ganze Turnier. Grasegger vom SCB siegte in der B-Klasse der Herren, Christiane Brenner holte bei den Damen den Titel für den SC Burgrain.

Leider verließ mit Ernst Willer einer der erfolgreich­sten Spieler den SC Burgrain, er ging aus beruflichen Gründen in die Vereinigten Staaten. Willer war bis dahin ein er­folgreicher Jugendspieler mit Siegen bei den Bezirks­meisterschaften 1954 und 1956, 1959 war er Clubmei­ster und bester Spieler im Turnier um den Georg-Schütte-Mannschaftspokal.

Beim Turnier in Peiting um den Aufstieg in die oberbayerische Bezirksklasse  blieben die Burgrai­ner Tischtennis-Asse ungeschlagen - gegen Mann­schaften aus Dachau, Neuaubing, Ingolstadt und Pei­ting. Noch im Vorjahr hatte man aus finanziellen Grün­den auf den Aufstieg in die Bezirksliga verzichtet. Das Burgrainer Team mit Zach, Willer, Hämmerle, Münd­ner, Schenk und Ignat „darf mit diesem Erfolg recht zufrieden sein, zeigte er doch eine sehr erfreuliche Leistung, die berechtigte Hoffnungen auf ein gutes Abschneiden in der höheren Klasse erlauben.“

 

 

 

 

© Alois Schwarzmüller 2005

 

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