Burgrain - der "dritte Ortsteil" von Garmisch-Partenkirchen 1939-1989

 

 

 

Burgrainer Vorgeschichte(n)

 

DIE STRASSE: „Via Raetia“

„Nach dem Antoninischen Itinerar und der Tabula Peutingeriana besteht kein Zweifel dar­über, daß bei uns eine Römerstraße — und zwar die von Augsburg nach Verona gehende —vorbeigezogen ist und daß an ihr eine Station Partano gelegen war. Der spezielle Verlauf dieser Römerstraße in unserer allernächsten Umgebung, d.h. zwischen Partenkirchen und Farchant, lässt sich recht wohl nachweisen“. Ausgehend von Partenkirchen zog die Straße „von Alt-Garmisch weiter auf der jetzigen Distriktsstraße und auf der Thomas-Knorr-Straße nach Sonnenbichl. Hinter Schwaigwang gelangt der Hauptabfahrtssweg von der Ruine Werdenfels auf die Talsohle und hört auf einer Wiese plötzlich auf. Er hat doch offenbar einst Anschluss gehabt an eine Straße, und das konnte nur die alte Route (der Römerstraße) ge­wesen sein. Letztere nahm von da ab direkt Richtung auf Farchant zu und kreuzte zunächst den Lahnewiesbach. Diese Stelle heißt heutzutage noch die „Aschauer Lahne“.“
Aus: A. Wiedenrnann, Unsere Römerstraße, Partenkirchen o.J.

 

DIE BURG: „Werdenfels“

„Unweit von Garmisch-Partenkirchen im Tal der Loisach, auf einem dem Ammergebirge vorgelagerten Hang, stand die Burg, die dem Land ihren Namen gab. Tief im Wald versteckt findet man auf einem schönen Spaziergang in Richtung Farchant das, was von ihr übrig ge­blieben ist. Und wenn man sich die Mühe macht, diese Trümmer genauer zu durchforschen, werden sie erstaunlich lebendig. Nach einem Rekonstruktionsplan des Bauamtmannes Schweyer aus dem Jahre 1929 muss es eine teils von einem Graben umgebene, teils über steilen Felswänden stehende sehr wehrhafte Burg gewesen sein. Über eine Zugbrücke be­trat man durch einen Wachturm die erste Vorburg. In ihr waren Stallung, Wagenremise, Schmiede, Rüst- und Knechtskammern untergebracht ... Otto VII., Graf von Andechs und Meranien, soll der Burg den Namen Werdenfels gegeben haben, als er sie 1219 erbaute. Ein etwas rätselhafter Name, denn ein Geschlecht derer von Werdenfels ist nicht überliefert. So hat man versucht, den Sinn dieses Namens mit „Wer erobert den Fels“ zu deuten. Rätselhaft bleibt er, wie so vieles dieser noch in Nebel gehüllten frühen Zeit. Auch die Frage, warum und gegen wen diese wehrhafte Burg in das Land gestellt wurde, bleibt offen. Man weiß nichts von Kämpfen um sie, nichts von Belagerungen, kriegerischen Handlungen, dagegen um so mehr von einem friedlichen Feilschen um die Grenzen des Werdenfelser Gebiets.“
Aus: Ilka von Vignau, Werdenfelser Land, München 1984, S. 9f.

 

DAS DORF: „Aschau“

„Ein Ortsname, der in den Urkunden des ausgehenden Mittelalters mehrmals bei uns er­scheint, dann aber plötzlich verschwindet, ist „Aschau“. Erstmals wird dieses Dörfchen er­wähnt, als Schweiker von Mindelberg im Jahre 1249 das Garmischer Gebiet mit dem Eib­see und dem Berg „inter Asche et Forchheim“ (zwischen Aschau und Farchant) — das ist der Berg mit der Burg Werdenfels — an das Hochstift Freising verkauft. In einer vor dem Jahre 1249 verfassten Beschreibung des „gemerche, daz zue der purge Werdenfels gehört“, heißt es: „daz gerichte daz Germaresgau heuet (fängt) sich an daz (zu) Aschacherlain in dem pa­che“ (das ist der heutige Lahnewiesbach)   Am Erchtag in dem hI. Pfingsten 1494“ schlug für das Dörfchen Aschau die Schicksaisstunde. da taten sich die Grundherren der 12 Anwe­sen und Güter zusammen und vereinbarten, „daz khein Grundherr oder seine Untersassen nun füro in Ewigkeit hinauf gegen Aschau nimmermehr zimmern noch zimmern gestatten soll Haus und Hoff“ ... Der Ort lag etwa 600 Meter vom Lahnewiesbach und 1400 Meter von der Burg Werdenfels entfernt. Im Gelände sind keine Spuren von der Siedlung mehr zu erkennen. Doposcheg vermutet, der Ort sei wegen der steten Überschwemmungs- und Vermurungsgefahr transferiert worden.“

Aus: Hans Holzner, Nur mehr der Name kündet von ihnen... s‘Goldene Landl, Heimat­blatt für die Täler an der Loisach, Isar und Ammer, Jahrgang 1952 Nr. 1

 

 

 

 

© Alois Schwarzmüller 1989